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12.07.2025 23:06

«Liegen am Boden»: DFB-Frauen von Schweden vorgeführt

Fußball-EM

Zürich (dpa) - Christian Wück klatschte seine frustrierten Spielerinnen nur kurz ab, für Trost und Aufarbeitung wird der Bundestrainer länger brauchen. Nach einer demoralisierenden Lehrstunde gegen Schweden gehen die deutschen Fußballerinnen angeschlagen ins Viertelfinale der Europameisterschaft. 

Wücks Team verlor das letzte Gruppenspiel gegen den WM-Dritten in Zürich mit 1:4 (1:3) - und offenbarte dabei frappierende Abwehrschwächen. Zu allem Übel sah Carlotta Wamser, die Vertreterin von Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn, wegen Handspiels die Rote Karte.

Höchste deutsche EM-Niederlage

Am Ende stand die höchste EM-Niederlage der deutschen Frauen seit 1993 gegen Dänemark in Italien, als es im Spiel um Platz drei ein 1:3 gab. Dabei hatte Jule Brand den achtfachen Titelgewinner in einer starken Anfangsphase in Führung gebracht (7. Minute). Doch dann überrollten die Schwedinnen die deutsche Auswahl: Stina Blackstenius (12.), Smilla Holmberg (25.), Fridolina Rolfö (34.) per Handelfmeter und Lina Hurtig (80.) schockten ihren Gegner. 

«Wir waren voll drin - auf dem Niveau ist es entscheidend, die zu machen. Das ist unser größtes Learning. Wir geben das Spiel in 10-15 Minuten her, das ist unglaublich bitter. Am Ende war es ein krasser Kraftakt, ich bin stolz auf die Mannschaft, dass sie so gekämpft hat. Wir haben nur noch ein Tor zugelassen, da bin ich stolz drauf», sagte Klara Bühl über die Unterzahl.

Wück lobte die Qualität der Schweden: «Wir haben nach der Führung verpasst, nachzulegen. Spätestens nach der Roten Karte war das Spiel verloren. Selbst mit elf Spielerinnen wäre es schwer gewesen, zurückzukommen. Wir liegen jetzt am Boden, aber wir werden auch wieder aufstehen», betonte Wück im ZDF.

Beide Teams hatten schon vor dem Vorrundenabschluss die erste K.-o.-Runde erreicht. Die deutsche Auswahl verpasste nach diesem herben Rückschlag den Gruppensieg und spielt nun am Samstag (21.00 Uhr) in Basel gegen den Tabellenersten der Gruppe D, die derzeit Frankreich vor England und den Niederlanden anführt.

Gwinn schaut im Stadion zu

Die verletzte Kapitänin Gwinn war zum Spiel von ihrer Reha in München zurückgekehrt und saß im Letzigrund mit Knieschiene auf der Bank, brachte ihren Mitspielerinnen aber kein Glück.

Wück hatte seine Startelf auf einer Position verändert: Als Spielmacherin lief die Frankfurterin Laura Freigang für die Münchnerin Linda Dallmann auf. «Es ist an der Zeit, dass Laura die Chance bekommt. Sie hat als Einwechselspielerin gute Leistungen gezeigt», sagte Wück vor dem Anpfiff im ZDF. Der 52-Jährige hoffte auf mehr Räume nach vorn, deshalb sei Freigang «die richtige Option». Diese Rechnung ging nicht auf. 

Vor rund 6.000 deutschen Fans - darunter Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD), Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig und Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper - begann die Partie verheißungsvoll: Lea Schüller und im Gegenzug Kosovare Asllani schossen jeweils nur knapp am Tor vorbei.

Wamser bereite mit einem herrlichen Steilpass dann die Führung vor, Brand vollendete zum ersten Gegentor für die Schwedinnen bei diesem Turnier. Die beeindruckende Anfangsphase der Deutschen machte dann Blackstenius zunichte: Die Arsenal-Stürmerin enteilte Rebecca Knaak und ließ Ann-Katrin Berger keine Chance.

Torhüterin Berger verzichtet auf riskante Aktionen 

Die 34 Jahre alte Torhüterin vom US-Club NY/NJ Gotham stand unter besonderer Beobachtung, nachdem Wück sie für ihre riskanten Dribblings beim 2:1 gegen Dänemark kritisiert hatte. Darauf verzichtete sie dieses Mal auch. 

Denkbar unglücklich erlitten die Olympia-Dritten den nächsten Rückschlag. Sarai Linder versuchte im Strafraum zu klären, der Ball prallte von Holmberg zum 2:1 für Schweden ins Tor. Ein Ballverlust von Knaak hätte fast zum 1:3 geführt - da war sie mal wieder, die Abwehrschwäche der DFB-Auswahl.

Und es kam noch viel schlimmer: Wamser rettete nach einem Rolfö-Schuss für die geschlagene Berger mit der Hand auf der Linie. Schiedsrichterin Silvia Gasperotti (Italien) zeigte der Rechtsverteidigerin Rot und auf den Punkt: Barcelona-Star Rölfo verwandelte sicher zum 3:1. 

Vogelwild wurde es, als Berger nach einem Fehlpass kurz vor der Pause fast das vierte Gegentor kassiert hätte. Konsterniert trabte das Wück-Team in die Kabine. Mit Sydney Lohmann für Freigang und Kathrin Hendrich für Knaak brachte Wück nach dem Wechsel zwei neue Kräfte. 

Doch die Energie und Spielstärke für eine Wende brachten die deutschen Fußballerinnen nicht mehr auf. Im Gegenteil: In der Schlussphase machten die Schwedinnen sogar noch das vierte Tor - und das ohne große Gegenwehr. Offensiv gab es fast nichts mehr vom deutschen Team.



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