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30.12.2024 08:50

AUSBLICK 2025: Wie teuer werden Strom und Gas 2025?

BERLIN (dpa-AFX) - Wie teuer werden Strom und Gas für Haushalte im kommenden Jahr? Und wovon ist das abhängig? Lohnt sich für Verbraucherinnen und Verbraucher ein Tarif- oder Anbieterwechsel? Und was ist mit Heizöl und Fernwärme? Die Deutsche Presse-Agentur hat zum Jahreswechsel Marktexperten gefragt. Wie werden sich die Strompreise für Haushalte entwickeln? Das ist nicht so leicht zu sagen. Während der Energiekrise wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren die Gaspreise und in der Folge auch die Strompreise im Großhandel nach oben geschnellt. 2024 gingen sie wieder runter. Viele Lieferanten hätten daraufhin Tarifsenkungen für Haushaltskunden angekündigt, erklärt Energiemarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis. "Im Jahresverlauf konnte man dies bereits bei Neukundenverträgen beobachten. Zum Jahreswechsel dann auch bei vielen Bestandskundenverträgen." Wie haben sich die Großhandelspreise entwickelt? Seit Mitte 2024 haben sie sich wieder stabilisiert. "Wir sehen inzwischen eine Seitwärtsbewegung oder einen leichten Anstieg für die Lieferjahre 2025 und 2026." Schlossarczyk betont, dass die Beschaffungskosten inzwischen lediglich ein Drittel des Haushaltskundenpreises ausmachen. "Steuern, Abgaben, Umlagen und insbesondere die Netzentgelte übersteigen die eigentlichen Beschaffungskosten spürbar." Vor allem steigende Netzentgelte machten daher weiter sinkende Haushaltsstrompreise eher unwahrscheinlich. "Von dauerhaft sinkenden Haushaltskundenpreise deutlich unter das derzeitige Niveau ist nicht auszugehen", lautet sein Fazit. Welche Rolle spielen die Netzgebühren? Da in den kommenden Jahren dreistellige Milliardenbeträge in das Netz investiert werden müssten, würden die Netzentgelte zum entscheidenden Kostenbestandteil des Endkundenpreises, sagt Schlossarczyk. Schon jetzt machten die Netzentgelte in vielen Fällen ein Drittel des Endkundenpreises aus. In einigen Regionen werde es bereits 2025 zu höheren Endkundenpreisen kommen, da die Erhöhung der Netzentgelte und Umlagen den Rückgang der Beschaffungskosten übersteige. Was ändert sich bei Grundversorgungstarifen? Das Vergleichsportal Verivox hat zum Jahresende die Ankündigungen von Strom-Grundversorgern analysiert. Das Ergebnis: Zum Jahresbeginn steigt der Durchschnittspreis um 0,3 Prozent. Grundversorger sind Energiefirmen, die in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom beziehungsweise Gas beliefern. Das sind oft kommunale Stadtwerke. 2023 bezogen Haushalte laut Bundesnetzagentur 25 Prozent des Stroms über Grundversorgungsverträge. Stromkunden in der Grundversorgung würden ab dem Jahreswechsel im Schnitt rund 44 Cent je Kilowattstunde bezahlen, einschließlich Mehrwertsteuer und Grundpreis. Auch bei überregionalen Stromanbietern stellte Verivox bei Neukundenverträgen in den vergangenen Wochen leicht höhere Preise fest. Derzeit würden im günstigsten Neukundenangebot mit einer Vertragslaufzeit und Preisgarantie von zwölf Monaten im bundesweiten Durchschnitt rund 29 Cent pro Kilowattstunde fällig, Mehrwertsteuer und Grundpreis eingeschlossen. Die Auswahl in Deutschland ist groß: Im bundesweiten Durchschnitt konnte jeder Haushalt 2023 laut Bundesnetzagentur zwischen 129 Stromanbietern wählen. "Veränderte Kostenbestandteile": 60 Cent für eine Kilowattstunde Nicht nur in der Grundversorgung, sondern auch bei Sonderverträgen kommt es zum Jahreswechsel zu Erhöhungen. In mehreren Regionen verlangt etwa Deutschlands größter Stromversorger Eon ab Januar in einem Ökostromtarif 60 Cent je Kilowattstunde (ohne Grundpreis). In niederrheinischen Wesel lag der alte Preis bei einem Kunden zuvor bei knapp 27 Cent. "Diese Kunden haben in diesem konkreten Fall in der Regel mehrere Jahre, auch während der Hochphase der Energiekrise mit entsprechenden Preisspitzen, von günstigen Konditionen profitiert", erklärt ein Eon-Sprecher auf Anfrage. "Wir haben die Preise möglichst lange stabil gehalten, können sie aber in diesem konkreten Fall nun leider nicht mehr halten. Denn viele Kostenbestandteile haben sich verändert." Der Sprecher betont, dass es bei anderen Sonderverträgen zum Jahreswechsel auch Preissenkungen gebe. Was sagen Verbraucherschützer zum Thema Strompreise? Sie raten zu einer Überprüfung, ob ein Tarif- oder Anbieterwechsel infrage kommt. "Insbesondere bei den alternativen Anbietern sollte man vor Vertragsabschluss aber mittels einer Internetrecherche überprüfen, ob das Unternehmen durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit gegebenenfalls bereits negativ aufgefallen ist", betont Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Am besten funktioniere die Suche nach alternativen Gas- und Stromtarifen über Vergleichsportale. "Deren Filtereinstellungen sollten Verbraucher:innen aber aktiv anpassen." Die Verbraucherzentrale NRW hat dazu eine Checkliste ins Internet gestellt. Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass eine Tarifumstellung auch telefonisch möglich ist. Wie werden sich die Gaspreise für Haushalte entwickeln? Sie werden steigen, wie Gasmarktexperte Sebastian Gulbis vom Beratungsunternehmen Enervis glaubt. Der Anteil der Gasbeschaffungskosten in den Endkundenpreisen werde dabei weitgehend stabil bleiben. "Die wesentlichen Auswirkungen auf den Endkundenpreis haben Entgelte und Umlagen", erklärt er. Vor allem würden die Gasnetzentgelte steigen. Grund sei die unklare Zukunft der Gasnetze. "Den Netzbetreibern wurde es ermöglicht, ihre Netze schneller abzuschreiben, was teils zu deutlichen Steigerungen der Netzentgelte führt, so der Netzbetreiber von dieser Möglichkeit Gebrauch macht." Hinzu komme der höhere CO2-Preis, der zum Jahresbeginn von 45 auf 55 Euro je Tonne steige und eingepreist werde. Darüber hinaus sei auch die Gasspeicherumlage angehoben worden. Verivox hat in der Gas-Grundversorgung zum Jahreswechsel unterm Strich einen Preisrückgang errechnet. Im Schnitt führen die vom Vergleichsportal ausgewerteten Preiserhöhungen und -senkungen zu einem Absinken des durchschnittlichen Preisniveaus der Gas-Grundversorgungstarife um etwa 0,5 Prozent auf einen Kilowattstundenpreis von rund 14 Cent, ebenfalls einschließlich Mehrwertsteuer und Grundpreis. Das günstigste Neukundenangebot überregionaler Gasanbieter mit zwölf Monaten Laufzeit und Preisgarantie liegt demgegenüber bei rund 10 Cent. Laut Bundesnetzagentur bezogen 2023 rund 19 Prozent aller Haushalte Erdgas über einen Grundversorgungsvertrag. Was ist mit Heizöl? Während knapp die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt wird, kommt Heizöl noch auf knapp ein Viertel. Oliver Klapschus vom Vergleichsportal Heizoel24 kann sich vorstellen, dass 2025 "an die ruhige Preisentwicklung von 2024 anknüpfen" wird. "Ohne große geopolitische Krisen oder Katastrophen besteht aus aktueller Sicht kein Grund, dass die Heizölpreise um mehr als zehn Cent nach oben und unten schwanken", erklärt der Marktexperte auf Anfrage. Wie werden sich die Preise bei Fernwärme entwickeln? Der Branchenverband AGFW geht davon aus, dass die gesunkenen Gaspreise "auch bei den Fernwärmekunden spürbar" werden. "Aktuell beobachten wir eine Normalisierung der Fernwärmepreise. Im Bundesdurchschnitt rechnen wir mit einem Rückgang der Fernwärmepreise im einstelligen Prozentbereich, vereinzelt jedoch auch deutlich mehr", teilt eine Verbandssprecherin mit. Diese Energieform gilt vor allem in Großstädten als wichtige Option, Gebäude künftig klimaneutral zu beheizen. In Deutschland wurden 2023 rund 15 Prozent aller Wohnungen mit Fernwärme beheizt./tob/DP/stk


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