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19.12.2025 14:23

Finanzzahlen und Pokal: Mächtig Ärger bei Basketballern

Bundesliga

München (dpa) - Von vorweihnachtlicher Harmonie kann im deutschen Basketball keine Rede sein. In der Bundesliga, immerhin die Spielklasse des Welt- und Europameisters, tobt unmittelbar vor den Feiertagen ein Zwist über einen Bericht zu den Finanzzahlen der 18 Vereine. Meister FC Bayern wollte die Veröffentlichung verhindern - und schaltet nun verbal in den Angriffsmodus, nachdem dies nicht gelungen ist.

Der scheidende Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic übte kurz vor seinem Abschied harsche Kritik an der Liga. «Der Basketball in diesem Land erlebt ein historisches Momentum. Umso auffälliger ist, dass auf Liga-Ebene keine erkennbare Gesamtstrategie existiert, wie dieses Momentum genutzt werden soll, um den Sport nachhaltig zu entwickeln», schrieb Pesic beim beruflichen Netzwerk Linkedin.

BBL-Strategie von 2022

In der BBL hat nach wie vor die im Herbst 2022 verabschiedete Zehnjahres-Strategie «Triple Double» Gültigkeit, nach der bis 2032 unter anderem die Hallenkapazitäten und Mindestetats erhöht werden sollen.

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz reagierte daher auch mit Unverständnis auf die harsche Kritik des Branchenprimus. «Es ist ein freies Land. Jeder kann seine Meinung äußern. Gleichwohl geht Marko mit seinen Aussagen die BBL, das komplette Präsidium und damit alle 17 Clubs frontal an», sagte Holz der dpa. «Ich verstehe das nicht. Ich kann es auch inhaltlich nicht nachvollziehen, was er meint. Er hat herausragende Expertise - es würde mich freuen, wenn er das konstruktiv und in Form von konkreten Vorschlägen einbringt und nicht auf diesem Wege.»

Kritik an Pesic gab es auch von Albas Geschäftsführer Marco Baldi, der auch im Präsidium der BBL sitzt. «Man kann jetzt natürlich vom hohen Ross irgendwelche Dinge beurteilen und in den Senkel stellen. Oder man kann eben mitwirken», sagte Baldi und monierte, dass Pesic sich in der Vergangenheit nicht eingebracht habe. «In den letzten Jahren war Marko Pesic bei keinem dieser BBL-Meetings, wo die ganzen BBL-Geschäftsführer sich treffen und genau diese Dinge besprechen und dann auch diskutieren und verabschieden.»

Debatten um Final Four im Pokal

Es ist in diesen Wochen nicht das erste Mal, dass die Bundesliga abseits des sportlichen Wettbewerbs Schlagzeilen macht. Schon die überraschende Wende bei der Vergabe des Top-Four-Turniers im Pokal hatte für Aufsehen und Verärgerung gesorgt. Die BBL hatte eigentlich angekündigt, das Turnier von 2027 bis 2029 in Düsseldorf auszutragen - und schwenkte dann auf München um.

Die zuständige Eventmanagement-Firma D.LIVE hatte der Liga im Oktober «öffentlich angekündigten Vertragsbruch» vorgeworfen und nannte das Verhalten «ein im deutschen Profisport beispiellos unprofessionelles Vorgehen». Inhaltlich scheinen sich die Partien inzwischen geeinigt zu haben, schließlich verkündete die Bundesliga in dieser Woche den Beschluss pro München. 2026, 2027 und 2028 wird der Pokalsieger im neuen SAP-Garden ermittelt. Über die Inhalte des Vergleichs zwischen der Liga und D.LIVE haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Das besänftigte Manager Pesic aber offenbar nicht - stattdessen griff er die Liga frontal an. Sein Linkedin-Post war nur kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Finanz-Kennzahlen, die die BBL am Donnerstag zum zweiten Mal überhaupt verschickt hatte, gefolgt. 

Über 35 Millionen mehr Budget als Platz zwei

Diese weisen den FC Bayern, den Pesic zum Ende des Jahres nach knapp 15 Jahren als Geschäftsführer verlässt, mit einem planmäßigen Budget von 48,4 Millionen Euro als klaren Krösus in der aktuellen Saison aus. 

Mit gewaltigem Abstand dahinter folgen der langjährige Rivale Alba Berlin (11,4 Millionen) und Ratiopharm Ulm (9,2 Millionen). Auch bei den Personalkosten überragt das Ensemble von Ex-Bundestrainer Gordon Herbert mit rund 18 Millionen Euro alle Widersacher mit großem Abstand.

«Diese Zahlen wurden trotz klarer Vorbehalte einzelner Clubs öffentlich gemacht», merkte Pesic an. Dabei sei es ausschließlich darum gegangen, «vergleichbare Schlagzeilen zu ermöglichen», befand der Funktionär. «Das Ergebnis ist keine Aufklärung, sondern Verkürzung, Polarisierung und Spaltung, mit vorhersehbarer Wirkung auf Medien und Fans.»

BBL-Präsident Alexander Reil wies den Vorwurf von Pesic in der «Ludwigsburger Kreiszeitung» zurück. «Übergangen wurde da keiner. Das ist ein normaler Beschluss gewesen, der mit einer Mehrheit von mehr als zwei Dritteln gefasst wurde», sagte Reil, der auch 1. Vorsitzende der MHP Riesen Ludwigsburg ist. «Das sorgt für eine gewisse Transparenz und zeigt, wie sich die Clubs im positiven Sinne entwickelt haben. Das führt zu Diskussionen, aber das ist halt im Sport so.»

BBL-Chef: Clubs fordern Transparenz ein

BBL-Geschäftsführer Stefan Holz hatte zuvor die Veröffentlichung der Kennzahlen unter anderem damit begründet, dass die Clubs dieses hohe Maß an Transparenz aktiv einforderten. «Schließlich wollen sie sich mit ihren unmittelbaren Wettbewerbern nicht nur auf dem Spielfeld messen, sondern auch in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung», fügte Holz an.

Bayern-Boss Pesic blickt anders auf den Bericht. Aus seiner Sicht habe die Liga «kein Interesse an Strukturen, Strategien oder langfristigen Investitionen», monierte der frühere Nationalspieler. Sein Rat an die Liga-Führung um Geschäftsführer Holz lautet: «Weniger Erzählung, mehr Substanz. Weniger Pseudo-PR, mehr Inhalt.» Er verlange «endlich eine Strategie, die der sportlichen Entwicklung dieses Landes gerecht wird».



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