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22.05.2025 13:38

Europa-League-Sieger Tottenham: «Sie sind kein Witz mehr»

1:0 gegen Manchester United

London (dpa) -   Den ersten Titelgewinn seit 17 Jahren feierten Kapitän Heung-Min Son und Co. ausgelassen bis in die Morgenstunden. Viel Schlaf hatten die Spieler von Tottenham Hotspur nach dem Europa-League-Triumph nicht gefunden, als sie am Donnerstag das Hotel verließen - und doch konnte die Stimmung kaum besser sein. Der strahlende Son, dieses Mal mit der Medaille um den Hals und einem Kaffeebecher in der Hand, stimmte mit den wartenden Fans eine La Ola an.

Mit dem 1:0 (1:0) gegen Manchester United haben die Spurs ihre lange Titelsehnsucht beendet. Ein Clubmitarbeiter präsentierte vor dem Hotel den heiß ersehnten Pokal, den die begeisterten Anhänger sogar anfassen durften. Für Freitag hat der Europa-League-Sieger eine Siegesparade durch Nord-London angekündigt.

Neues Image für die Spurs

Das ist ein neues Gefühl für viele Fans. Die Trophäe ändert das Image von Tottenham Hotspur. Kaum ein Verein auf der Insel wurde so oft verspottet. Die Londoner hatten lange den Ruf, in wichtigen Momenten zu versagen. Dafür gibt es sogar ein Wort, «spursy», das gegnerische Fans und TV-Kommentatoren gern benutzen. Damit ist nun erst einmal Schluss. «Sie sind kein Witz mehr», schrieb die «Daily Mail». Sie sind Gewinner.

«Die Fans mussten ständig einstecken, wir mussten ständig einstecken, weil wir keinen Titel geholt haben», sagte Brennan Johnson, der in der 42. Minute das Siegtor erzielt hatte. «Wir mussten einfach diesen ersten Pokal holen.» Süffisant postete Tottenham noch am Abend in sozialen Medien ein Bild der jubelnden Mannschaft - mit der Trophäe und einem Wort: «Spursy.» Zu der Zeit hatten Son und weitere Kollegen auch ihre Siegermedaille erhalten, bei der Zeremonie auf dem Rasen waren der UEFA die Plaketten noch ausgegangen.

Trainer Postecoglou bleibt sich treu

James Maddison zeigte während der Feierlichkeiten auf dem Spielfeld ein Plakat mit einem Bild seines Trainers Ange Postecoglou und dem Spruch: «Ich gewinne nicht üblicherweise, sondern immer etwas in meinem zweiten Jahr.» Der Spurs-Coach hatte mehrfach erwähnt, er gewinne üblicherweise in der zweiten Saison einen Titel. Es war kein Versprechen, aber er hielt es.

Der Australier hat geschafft, woran acht Trainer vor ihm - darunter Mauricio Pochettino und die Trophäensammler José Mourinho und Antonio Conte - gescheitert waren. «Ich weiß, unsere Leistungen in der Liga waren nicht okay», gab er selbstkritisch zu. «Aber Dritter zu werden, hätte den Verein nicht wirklich weitergebracht. Ein Titel verändert was. Genau das war mein Ziel, und mir war klar, dass ich den Kopf hinhalten muss, wenn es nicht klappt.»

Geldregen dank der Champions League

Dritter? Als Tabellen-17. konnte man in Tottenham froh sein, dass der Club nichts mit dem Abstiegskampf zu tun hatte. Die Qualifikation über die Liga für einen europäischen Wettbewerb haben die Spurs krachend verpasst. Dank dem Finalerfolg spielen sie im nächsten Jahr aber doch in der Königsklasse. Es winkt ein Geldregen von mehr als 100 Millionen Euro. Die Spieler posierten in der Kabine schon zur Champions-League-Hymne.

Vermutlich nicht dabei sein wird Timo Werner. Die deutsche Leihgabe von RB Leipzig spielt keine Rolle mehr und war gar nicht erst für die K.o.-Phase der Europa League nominiert worden. Trotzdem posierte der Nationalspieler mit seiner Medaille. «Wie ich gesagt habe, ich bin gekommen, um Titel zu gewinnen», schrieb er scherzhaft in seinem ersten Instagram-Post seit Oktober 2024.

Start in eine neue Ära?

Wenn die Feierlichkeiten vorbei sind, muss Tottenham die desaströse Premier-League-Saison aufarbeiten. Postecoglou, der vor dem Hotel von singenden Fans gefeiert wurde, hofft, dass er weitermachen darf. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich fertig bin», sagte er, «wir bauen immer noch etwas auf.» Der Erfolg von Bilbao soll der Start in eine neue Ära für die Spurs werden.

Hingegen steht Manchester United nach der schlechtesten Saison seit rund 50 Jahren vor einem Scherbenhaufen. Das Geld aus der Champions League hätte der Co-Rekordmeister dringend gebraucht. Wie es weitergeht, ist völlig offen. Der frustrierte Kapitän Bruno Fernandes bot seinen Abschied an, falls der Club das Geld benötige. Coach Ruben Amorim wollte sich zu seiner Zukunft nicht äußern. «Heute Abend geht es nur darum, den Schmerz zu verarbeiten.»



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