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08.01.2025 12:39

AUSBLICK 2025: Sinkende Zinsen eröffnen Chancen bei Anleihen - Gefahr Inflation

NEW YORK/FRANKFURT (dpa-AFX) - 2025 dürfte eigentlich ein gutes Jahr für Anleihen werden. Denn wegen der dies- und jenseits des Atlantiks stark gesunkenen Inflation haben die wichtigsten Notenbanken der Welt damit begonnen, die Leitzinsen zu senken. Dadurch sinken tendenziell auch die Zinsen am Kapitalmarkt, wodurch die Kurse der Anleihen steigen. Der neue US-Präsident Donald Trump aber könnte diesen positiven Aussichten einen Strich durch die Rechnung machen, falls er tatsächlich wie befürchtet mit seiner protektionistischen Politik die Inflation wieder anheizen sollte. Zumindest in der ersten Jahreshälfte jedoch stünden die Chancen für höhere Erträge aus Anleihen nicht schlecht, schrieb Analyst Ulf Krauss von der Landesbank Hessen-Thüringen: "Erfahrungsgemäß stellt sich in einem Zinssenkungszyklus ein eher positives Umfeld für Rentenpapiere ein." Mit Blick auf den hiesigen Anleihenmarkt sei eine recht niedrige Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen im Bereich der Zwei-Prozent-Marke durchaus in Reichweite - allerdings nur, wenn die Vorgaben aus den USA dies zuließen. Hier sind Krauss zufolge vor allem die unsicheren Inflationsaussichten unter der neuen Administration von Trump als Risiko einzustufen. Denn zum einen hatte der Republikaner angekündigt, Zölle auf Importe aus Europa zu erhöhen. Die Europäische Union würde darauf wohl mit Gegenmaßnahmen reagieren, was einen Handelskonflikt mit den USA vom Zaun brechen könnte. Beiderseits des Atlantiks würden dann Importe teurer, und die Teuerung würde wieder steigen. In einem solchen Umfeld könnten sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank die Zinsen nicht so deutlich senken wie ursprünglich geplant. Zum anderen hatte Trump seinen Anhängern Steuersenkungen versprochen, für deren Finanzierung er nicht nur die Zölle, sondern auch die ohnehin schon überbordende Staatsverschuldung erhöhen dürfte. Falls dies mit Produktivitätsgewinnen einhergehen sollte, dürfte die Inflation beherrschbar bleiben, schrieb Pilar Gomez-Bravo, die für Anleihen zuständige Anlagestrategin bei MFS Investment Management. Bei unproduktiven Staatsausgaben aber drohe eine höhere Inflation. Die Notenbanken wären dann wohl alarmiert. April LaRusse vom Anleihe-Spezialisten Insight Investment mahnte denn auch zur Vorsicht: "Anleihen-Anleger sollten ihre Zinserwartungen einem Realitätscheck unterziehen." Die Märkte preisten gerade einen schnelleren Lockerungszyklus ein als bei früheren Krisen wie der Technologieblase, der globalen Finanzkrise oder der Corona-Pandemie. Dies stehe im Widerspruch zu einer Wirtschaft, die immer noch wächst, und einem Aktienmarkt, der sich in der Nähe von Rekordhöhen befindet. Ein gesundes Wirtschaftsumfeld wiederum eröffnet Anlegern auch Chancen auf dem Markt für Unternehmensanleihen. Wegen des insgesamt höheren Ausfallrisikos gegenüber Staatsanleihen bieten diese auch bessere Renditemöglichkeiten. Der Makro-Stratege Craig Burelle vom Investmenthaus Loomis Sayles hält insofern unter anderem Anleihen von US-Unternehmen bester Bonität für attraktiv. Auch Hochzinsanleihen seien einen Blick wert. Bei dieser Anlageklasse rechnet der Experte mit einer insgesamt nur sehr geringen Ausfallrate von etwa 3,2 Prozent. Wer als Anleger bereit ist, erhöhte Risiken einzugehen, kann seine Fühler auch 2025 Richtung Schwellen- oder gar Grenzmärkte ausstrecken. Letztere streben erst den Status eines Emerging Market an und besitzen entsprechend ein besonders hohes Renditepotenzial. Dem stehen alles in allem nicht nur Ausfallrisiken, sondern auch die Gefahr von politischen Spannungen und damit von starken Kursschwankungen gegenüber. Hinzu kommt ein Währungsrisiko, je nachdem, ob die jeweiligen Staats- und Unternehmensanleihen in lokaler Währung oder in US-Dollar begeben werden. Investment Manager Christopher Preece von Pictet Asset Management blickt insgesamt zuversichtlich auf die Anlageklasse der Emerging-Markets-Anleihen. Seiner Meinung nach dürften die Volkswirtschaften der Schwellenländer aus vielerlei Gründen weiter wachsen: So würden ihre Institutionen zunehmend glaubwürdig, denn die dortigen Zentralbanken hätten insgesamt schneller auf den Anstieg der weltweiten Inflation reagiert und seien seitdem in einer besseren Position, die Geldpolitik nun zu lockern. Zudem entwickelten sich die Verschuldungskennzahlen und die Fundamentaldaten besser als in den Industrieländern. Ferner haben die Schwellenländer Preece zufolge eine geringere Schuldenlast und wachsen schneller. Auch die Aussichten für die demografische Entwicklung seien besser. Die Hoffnung dabei: Eine junge Bevölkerung wächst schnell und kurbelt so die Wirtschaft an./la/jsl/jha/ --- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---


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