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03.01.2025 05:30

Polizei: Manipulation von Lkw-Kontrollsystemen gang und gäbe

Sicherheitsrisiko im VerkehrFeucht (dpa) - Im internationalen Lkw-Verkehr haben die Missachtung von Arbeitszeitvorschriften und Manipulationen der Kontroll- und Sicherheitssysteme nach Einschätzung von Verkehrspolizisten ein bedenkliches Ausmaß erreicht. «Wenn wir nachts kontrollieren, schlägt uns Kriminalität entgegen, die man teilweise schon als sehr organisiert betrachten muss», sagte Stefan Pfeiffer, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Feucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass es in etlichen Fällen nicht einzelne schwarze Schafe unter den Fahrern sind, die manipulieren, sondern deren Arbeitgeber. Beanstandet werden demnach in vielen Fällen die Lkw ausländischer Speditionen.Manipulationen mit System«Es fängt bei Fahrzeugführern an, die weder im Besitz einer Fahrerlaubnis noch einer Arbeitserlaubnis sind, die teilweise mit komplett gefälschten Unterlagen unterwegs sind», sagte der Polizeidirektor der Deutschen Presse-Agentur. Die in den Lkw eingebauten digitalen Kontrollgeräte würden mit einem technischen Aufwand manipuliert, «dass das mit Sicherheit nicht von den Fahrern ausgeht. Man versucht, ganze Lkw-Flotten zu manipulieren.» Speditionen, die sich an die Vorschriften halten, kämpfen mit höheren Kosten: «Selbstverständlich entstehen hierdurch Wettbewerbsnachteile für rechtstreue Unternehmen», sagt Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV) in Berlin. Technische Expertise notwendigDie digitalen Kontrollgeräte sind in der EU für gewerbliche Lastwagen ab 3,5 Tonnen sowie Busse vorgeschrieben, die Fahrer müssen im Besitz einer Fahrerkarte sein, die in das Kontrollgerät gesteckt wird. Gespeichert werden unter anderem Lenkzeit, Wegstrecke und Geschwindigkeit. «Wenn man die Steckerverbindung zum digitalen Kontrollgerät unterbricht, macht man aus einem Lkw einen sogenannten "Fliegenden Holländer“», sagte Pfeiffer. «Dann sind sämtliche Assistenzsysteme einschließlich der Motorregulierung bei diesem Zugfahrzeug außer Betrieb gesetzt.» Die Polizei stößt jedoch auch auf technisch sehr viel aufwändigere Methoden der Manipulation. «Wir haben auch das Phänomen, dass der sogenannte Kitas - der Kienzle Tachographensensor - manipuliert wird», sagte Pfeiffer, der seine Erkenntnisse kürzlich auch auf dem alljährlichen Autotag der Allianz vortrug.Der Tachographensensor nimmt die elektromagnetischen Impulse aus dem Getriebe auf und übermittelt diese an das digitale Kontrollgerät. «Der ist im Getriebe verschraubt, man muss sich also schon technisch sehr gut auskennen», sagte Pfeiffer. Diese würden von den Tätern aufgeflext, eine zweite Leitung ins Fahrerhaus gelegt, «und dann kann man per Hand das digitale Kontrollgerät ein- und ausschalten».Gefälschte FahrerkartenDoch auch ein funktionstüchtiges Kontrollgerät kann nach Worten des Polizisten manipuliert werden - etwa wenn der Fahrer mehrere Fahrerkarten verwendet und auf diese Weise verschleiert, dass nur ein Mensch am Steuer saß. «Ein Hauptproblem sind derzeit die gefälschten Fahrerkarten», sagte Pfeiffer dazu. Abgasreinigung abgeschaltetEine weitere illegale Methode der Kostensenkung betrifft demnach die Abgasreinigung. Gängig sind nach Pfeiffers Worten sogenannte AdBlue-Emulatoren. «Der Emulator gaukelt dem System vor, dass ich draußen eine Außentemperatur von um die minus 100 Grad habe. Dann stellt das System von sich aus die AdBlue-Zufuhr ab.» Der Zusatzstoff AdBlue dient dazu, die Schadstoffemissionen von Dieselmotoren zu senken. Die Schadstoffklasse wiederum spielt für die Steuerklasse eine Rolle, in die ein Lkw eingestuft wird. «Die Spedition spart also das AdBlue und fährt in einer Steuerklasse, in der sie eigentlich gar nicht fahren dürfte», sagte der Polizeidirektor dazu. Abgesehen davon müssten die AdBlue-Anlagen bei Großfahrzeugen einmal im Jahr gewartet werden, was um die zweieinhalbtausend Euro koste. «Eine Spedition kann also gut Geld sparen.»Europaweit hohe BeanstandungsquotenDer europäische Verkehrspolizeiverband Roadpol koordiniert regelmäßige grenzüberschreitende Kontrollaktionen. Ein Beispiel: Im Februar vergangenen Jahres kontrollierten Verkehrspolizisten im Laufe einer Woche in 29 Ländern 248.498 Lastwagen. Die Polizisten entdeckten Verstöße bei knapp 87.000 Lkw - eine Quote von 35 Prozent. Bei nächtlichen Kontrollen noch sehr viel höhere TrefferquoteBei den regelmäßigen Nachtkontrollen der Verkehrspolizeiinspektion Feucht erreichen die Beanstandungsquoten nach Worten des Polizeioberkommissars Stefan Munker manchmal sogar 100 Prozent - jeder Lkw ein Treffer. Der Leiter eines Schwerverkehr- und Gefahrguttrupps nennt ein extremes Beispiel: «In einem anderen Fall war ein Fahrer, der noch nicht 30 Jahre alt war, im Auftrag seiner Firma aus einem Drittstaat bei der Kontrolle annähernd drei Monate ohne einen Tag Ruhepause unterwegs.»


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