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11.12.2024 17:36 Applaus für alles: FIFA vergibt WM nach Saudi-Arabien FIFA-KongressZürich (dpa) - Mit dem goldenen WM-Pokal an seiner Seite klatschte Gianni Infantino zufrieden in die Hände. Von den per Videokonferenz zugeschalteten über 200 Delegierten kam keinerlei Widerspruch, folgsam wurde die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2030 und 2034 mit Applaus abgesegnet. Die Endrunde 2034 wird im von Menschenrechtsorganisationen kritisierten Saudi-Arabien gespielt, für 2030 bekamen bei dem Online-Kongress gleich sechs Länder den Zuschlag.FIFA-Präsident Infantino gratulierte Spanien, Marokko und Portugal sowie für die Ausrichtung von jeweils einem Eröffnungsspiel Argentinien, Paraguay und Uruguay. In nicht einmal 90 Minuten traf Infantinos FIFA die wegweisenden Entscheidungen für das kommende Jahrzehnt. In der kleinen Videokachel des Deutschen Fußball-Bundes war DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich zu sehen, ihr Applaus war in der Live-Übertragung zu erahnen. Es gab jeweils keine Gegenkandidaten.Während seiner Schlussrede ging Infantino am Rande auch auf «Kritik und Ängste» ein. Er aber habe Vertrauen, «und ich weiß, dass wir eine WM haben werden, die den Erwartungen der Welt entsprechen wird», sagte der 54-Jährige. Es würden «positive Auswirkungen» auf den Umgang mit Menschenrechten erreicht. «Es ist auch positiv, dass die Scheinwerfer auf eine FIFA-WM gerichtet sind und sie zeigen, was verbessert werden sollte und was verbessert werden kann.»Wenige Minuten nach der Abstimmung verschickte das Organisationskomitee aus Saudi-Arabien eine euphorische Pressemitteilung. Das Land verspreche ein «Turnier der Superlative», hieß es. Die Geschichte werde neu geschrieben. Ab 2026 werden die Weltmeisterschaften mit 48 Teams und 104 Partien ausgerichtet. Amnesty International kommentierte: Die «rücksichtslose Entscheidung» der FIFA werde «viele Menschenleben gefährden».Deutliche Kritik an Saudi-ArabienSaudi-Arabien war in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert worden. Human Rights Watch schrieb zuletzt von «eklatanten Menschenrechtsverletzungen» in dem Königreich. Die FIFA hatte dem Bewerber dagegen nur ein «mittleres» Risiko in Menschenrechtsfragen bescheinigt. Saudi-Arabien verspricht in seinen Bewerbungsunterlagen weitreichende Reformen.Völlig offen ist, wann im Jahr 2034 gespielt wird. Vergleichbar mit den Bedingungen im Nachbarland Katar, dem Gastgeber der WM Ende 2022, herrscht während der traditionellen WM-Monate im Juni und Juli große Hitze in Saudi-Arabien. Die Verlegung in den Spätherbst brächte große Probleme für die Spieltermine der Ligen und internationalen Club-Wettbewerbe. Am Jahresanfang, im Februar 2034, werden die Olympischen Spiele ausgerichtet.Sechs Gastgeber bei WM 2030Die Rückkehr in die Golfregion nur zwölf Jahre nach der Katar-WM wurde möglich, weil FIFA-Präsident Gianni Infantino die Vergabe der Endrunde 2030 an Länder in drei Kontinenten durchgesetzt hatte. In Südamerika wird zum Auftakt wegen des 100-Jahre-Jubiläums der Weltmeisterschaften gespielt. Spanien und Portugal werden die ersten Gastgeber aus dem Gebiet der Europäischen Fußball-Union UEFA seit Russland 2018. «Die Welt wird stillstehen und diese 100 Jahre (der Weltmeisterschaften) feiern», sagte Infantino. Da die kommende WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada stattfindet, kam gemäß FIFA-Regularien nur ein Gastgeber aus der asiatischen und ozeanischen Konföderation für das Turnier 2034 infrage. Als einziger potenzieller Gegenkandidat von Saudi-Arabien hatte Australien verzichtet - auch wegen kurzfristig angesetzter Bewerbungsfristen. So war der Weg für das Königreich frei. Nach der skandalumwitterten Doppelvergabe im Jahr 2010 an Russland für die WM 2018 und Katar für die WM 2022 hatte die FIFA ursprünglich angekündigt, auf ein solches Verfahren verzichten zu wollen. Während seiner Eröffnungsrede sprach Infantino von einer «unglaublichen Botschaft der Einheit», die an eine Welt geschickt werde, in der man das Gefühl habe, es gebe keine Einigkeit mehr. «Wir wollen jetzt Geschichte schreiben, wir wollen die Welt vereinen mit dem Fußball, durch den Fußball», sagte der Schweizer.Die Erklärung des DFBDFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte in der vergangenen Woche angekündigt, trotz der Kritik an Saudi-Arabien bei der Doppelvergabe dafür zu stimmen. «Uns allen ist die Situation der Bürgerrechte und auch der Repressalien in Saudi-Arabien bewusst. Das ist nichts, was wir in irgendeiner Form gutheißen», sagte Neuendorf. Mit einer Ablehnung oder gar einem Boykott würde aber nicht das erreicht werden, was man erreichen wolle. «Ich glaube, wir können den Einfluss nur dann geltend machen, wenn wir sagen: Ja, wir stimmen zu, aber wir wissen, es gibt Defizite», sagte Neuendorf.
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