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29.12.2025 05:30

Staat dämpft bei Strom- und Gaskosten: wie sich das auswirkt

Energie

Berlin (dpa) - Mit Milliardengeldern will die Bundesregierung ab Januar für Entlastungen bei Strom- und Gaskosten sorgen. Bei Strom geht es um eine Senkung der Netzentgelte, bei Gas um die Abschaffung der Gasspeicherumlage. Wie wirken sich die Maßnahmen aus?

Generell rechnen Branchenexperten mit sinkenden Kosten: «Aufgrund gesunkener Großhandelspreise, sinkender Stromnetzgebühren im Bereich Strom und der Abschaffung der Gasspeicherumlage für Erdgas werden die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise für Haushalte im kommenden Jahr leicht sinken», sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Die Strom- und Gaskosten individueller Haushalte hingen jedoch vom Tarif ab.

Netzentgelte

Mit einem Zuschuss des Bundes in Höhe von 6,5 Milliarden Euro zur Finanzierung der Übertragungsnetzkosten sollen Kostenbelastungen der an die nachgelagerten Verteilernetze angeschlossenen Stromkunden abgemildert werden. Über die Netzentgelte wird unter anderem der teure Ausbau der Stromnetze finanziert. Sie machen rund ein Viertel der Stromrechnung aus und sind deutlich gestiegen,

Dämpfende Wirkung

Die Senkung der Übertragungsnetzentgelte durch den Bundeszuschuss führe grundsätzlich zu einer Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Stromkosten, sagte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). «Durch den Zuschuss sinken die vorgelagerten Netzkosten der Verteilnetzbetreiber, was grundsätzlich dämpfend auf die von ihnen erhobenen Netzentgelte wirkt und sich damit auch auf die Stromrechnung der Kundinnen und Kunden auswirkt. Ohne den Bundeszuschuss wären die Netzentgelte und damit die Stromkosten für alle Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar höher.»

Niedrigere Stromnetzgebühren kämen aber nicht automatisch bei den Verbrauchern an, heißt es beim Vergleichsportal Verivox. Zuerst müsse der Stromversorger eine Preissenkung ankündigen. Bisher habe rund die Hälfte der regionalen Stromversorger in Deutschland niedrigere Tarife für das kommende Jahr angekündigt. «Bei der anderen Hälfte werden die Preise entweder nicht oder erst in den kommenden Monaten gesenkt.» 

Rein rechnerisch sinken die Stromnetzgebühren für Haushalte ab 2026 um durchschnittlich rund 15 Prozent. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr bedeute das eine rechnerische Entlastung von 77 Euro brutto. 

Die Energieversorger seien nicht verpflichtet, niedrigere Strom- und Gasnetzgebühren in bestehenden Tarifen unmittelbar zu berücksichtigen. «Die Energieversorger haben dann zwar niedrigere Belieferungskosten, doch nicht alle Unternehmen senken dann auch direkt Ihre Tarife», sagte Storck. «Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher prüfen, ob ihr Energieversorger eventuelle Netzentgeltnachlässe auch weitergibt. Ist das nicht der Fall, können sie einen anderen Tarif eines Energieversorgers wählen, der die niedrigeren Netzkosten einkalkuliert hat und günstiger ist.»

Regionale Unterschiede

Wie stark die Entlastung tatsächlich bei den einzelnen Verbrauchern ankommt, hänge von mehreren Faktoren ab und falle regional unterschiedlich aus, so Andreae. Entscheidend sei unter anderem, wie viel Strom im jeweiligen Verteilnetz aus dem Übertragungsnetz entnommen werde und wie die Kundenstruktur im Netzgebiet aussehe.

Erhöhte Mehrkosten der Netzbetreiber könnten im jeweiligen Netzgebiet dazu führen, dass der Kostendämpfungseffekt geringer ausfällt. «In vielen Netzgebieten sind derzeit erhebliche Investitionen in den Ausbau, die Modernisierung und die Digitalisierung der Netze erforderlich, etwa für neue Anschlüsse von Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur, erneuerbaren Energien oder Rechenzentren», sagte Andreae. «Diese Investitionen erhöhen die Netzkosten, können aber durch eine steigende Zahl von Netznutzern teilweise kompensiert werden. Ob und in welchem Umfang dies erfolgt, variiert von Region zu Region.» 

Laut Verivox wurden die stärksten Entlastungen für die Stadtstaaten Berlin und Hamburg angekündigt. Die Stromnetzentgelte sinken hier zum Jahreswechsel um durchschnittlich 23 Prozent und 17 Prozent, was bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden insgesamt 120 Euro brutto (in Berlin), und 115 Euro in Hamburg entspreche. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sinken demnach die Stromnetzgebühren um jeweils 21 Prozent, was einer Entlastung von 98 Euro und 93 Euro entspreche. Am geringsten falle der Rückgang der Stromnetzgebühren in Bremen (-29 Euro) und in Sachsen (-51 Euro) aus. 

Gas

Gaskunden werden von der sogenannten Gasspeicherumlage befreit. Der Bund übernimmt Kosten von 3,4 Milliarden Euro. Mit der Umlage, die bisher 0,289 Cent pro Kilowattstunde betrug, war die staatlich angeordnete Befüllung der Speicher nach der Energiekrise 2022 finanziert worden. 

Auf die Gaspreise des jeweiligen Kunden wirke sich der Wegfall gegebenenfalls nur geringfügig aus, da die Entlastung im Vergleich zum Gesamtpreis relativ gering sei, so der BDEW. 

Laut Verivox sinken die jährlichen Gaskosten für eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden um durchschnittlich 69 Euro brutto. Gleichzeitig aber werde die Nutzung der Gasnetze im kommenden Jahr teurer. Im Durchschnitt steigen die Gasnetzentgelte Verivox zufolge um rund 11 Prozent. Dies gleiche die Entlastung durch den Wegfall der Gasspeicherumlage rechnerisch aus. Aufgrund niedrigerer Beschaffungskosten für Gas habe bisher rund ein Drittel der regionalen Gas-Grundversorger Preissenkungen für das kommende Jahr angekündigt. 

Elektroautos

In Gebieten mit deutlichen Senkungen bei den Stromnetzgebühren könnten auch günstigere Tarife für Ladestrom angeboten werden, so Verivox - zumindest, wenn das Auto zu Hause mit einem eigenen Autostromtarif aufgeladen wird. Auch laut BDEW wirkt sich die Senkung der Netzentgelte grundsätzlich auf den Ladestrom für Elektroautos aus. 

In welchem Umfang sich die Entlastung an die Nutzerinnen und Nutzer von Ladesäulen weitergeben lasse, sei jedoch derzeit schwer abzuschätzen. «Die Höhe der Netzentgelte variiert je nach Standort, und viele Ladesäulenbetreiber betreiben ihre Anlagen deutschlandweit in unterschiedlichen Netzgebieten.»



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