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28.12.2025 17:15

IG Metall-Chefin: Unternehmen müssen jetzt liefern

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die IG Metall sieht die deutsche Industrie in der Pflicht, sich im Verein mit Politik und Belegschaften aus der tiefgreifenden Krise zu befreien. Mit Blick auf die US-Zölle, Chinas Aufholjagd und hohe Energiepreise infolge des Ukraine-Kriegs stellt die Erste Vorsitzende Christiane Benner fest: "Es sind schon extreme Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Das Exportmodell ist in Gefahr."

Die Chefin der größten deutschen Gewerkschaft spricht sich für gezielte Investitionen Europas in Digitalisierung und Zukunftstechnologien wie der Batterietechnik aus. Die Abkehr vom Verbrenner-Aus im Jahr 2035 verschaffe wichtigen Branchen ausreichend Spielraum, um nach besseren Lösungen zu suchen und die industriellen Kerne zu erhalten. Es stehe viel auf dem Spiel, sagt Benner. "Ohne Industrie ist Deutschland ein armes Land. Und wenn der Wohlstand weggeht, gefährden wir unsere Demokratie."

Abschied vom Verbrenner-Aus bringt Zeit

Für die Automobilindustrie bleibe die Hauptstraße auch nach der Brüsseler Entscheidung elektrisch. Die IG Metall befürworte die Flexibilisierung bei den Antrieben, da man auch mit der Verwendung von "grünem Stahl" und erneuerbaren Kraftstoffen die notwendigen Umwelteffekte erzielen könne. Benner erklärt: "Wir würden gerade im Zulieferbereich Zeit gewinnen. Wir brauchen diese Zeit auch, um die Menschen zu qualifizieren und den Umbau sozialer zu gestalten. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr für die Unternehmen. Arbeitsplatzsicherung muss an erster Stelle stehen."

Ihr gehe es um die Arbeitsplätze und die Beschäftigten, betont die Gewerkschaftsvorsitzende. "Wir dürfen sie nicht in den halb freiwilligen Vorruhestand oder gar in die Arbeitslosigkeit verlieren, sondern müssen sie auch für andere Tätigkeiten qualifizieren. Es gibt Bereiche, die wachsen und in denen Fachkräfte fehlen. Ich denke da nicht nur an Rüstung. Dazu gehören auch der Flugzeugbau, die Medizintechnik oder der ganze Bereich der Energiewende."

Es sei ein Desaster, wenn ohne Sinn und Verstand Werke geschlossen, die Forschung und Entwicklung nach Asien oder Osteuropa verlagert werde. "Ganze Strukturen werden so kaputtgemacht." Es komme darauf an, die industriellen Kerne zu erhalten und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Nach dem Beschluss von Brüssel und politischen Weichenstellungen, für die sich die IG Metall starkgemacht hat, müsse die Industrie nun liefern. "Bis 2035 nur Profit machen und dann gehen hier die Lichter aus - das wird mit der IG Metall nicht passieren. Dann werden wir Konflikte und Widerstand weiter verschärfen. "

Viele Unternehmen ohne Plan

Es brauche auch schnellere Entscheidungswege in den Unternehmen, sagt Benner. "Da hat sich bei vielen nur wenig geändert. Unsere Betriebsräte sagen uns, dass ungefähr die Hälfte der Unternehmen keine Zukunftsstrategie besitzen. Wir brauchen echte Krisenmanager. Statt Strategien gibt es Mimimi über den Sozialstaat."

Die Unternehmen und ihre Verbände forderte die Gewerkschafterin auf, die Dauerkritik am Sozialsystem einzustellen. "Die Politik hat ja durchaus geliefert: Was die Energiekosten anbelangt, was die Förderung von Elektromobilität anbelangt, bessere Abschreibemöglichkeiten. Ja, es ist noch viel zu tun. Aber diese Entlastungssignale werden nicht ausreichend wertgeschätzt." Wenn stattdessen immer weitere Sozialreformen verlangt würden, richte sich das auch gegen die Beschäftigten. "Allen Sozialabbau, alle Kommentare über zu faule oder zu kranke Beschäftigte, nehmen die Menschen gegen sich selbst wahr."

Kein fairer Wettbewerb mit China

Mit China herrsche kein fairer Wettbewerb, stellt die Gewerkschafterin fest. Man könne von den USA lernen, bei der Ansiedlung von außereuropäischen Firmen auf lokale Wertschöpfung zu bestehen. "Wir brauchen klare Vorgaben für local content , damit beispielsweise die massiv mit öffentlichen Milliarden gestützte Deutsche Bahn nicht bei BYD Busse bestellt." Europa müsse sich gegen unfairen Wettbewerb zur Wehr setzen./ceb/DP/he



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