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09.10.2025 18:54

Jedes Tor zählt: Gegen Luxemburg muss es rappeln

Fußball-Nationalmannschaft

Sinsheim (dpa) - Rumpel-Sieg oder Schützenfest? Auch nach dem mehr als holprigen Start der Nationalmannschaft in die WM-Qualifikation kann es gegen das Fußball-Leichtgewicht Luxemburg nur um zwei Fragen gehen: Wie klar gewinnt Deutschland am Freitag (20.45 Uhr/ARD) in Sinsheim? Und wie oft wird die Torhymne «Major Tom» in der ausverkauften Arena erklingen?

Mit forschen Ergebnis-Tipps hielten sich aber nicht nur die Nationalspieler vornehm zurück, sondern auch der Bundestrainer. «Wir sind nicht in der Situation, Gegner zu unterschätzen», sagte Julian Nagelsmann in Sinsheim. 

«Ziel ist ein gutes Spiel - und drei Punkte einzufahren», sagte Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann vor seinem Heimspiel ebenfalls zurückhaltend. Zuversichtlich stimmen den 35-Jährigen immerhin die Trainingseindrücke, die Baumann so beschriebt: «Totale Spielfreude, gute Stimmung, extreme Power.»

Woltemade meldet sich nach Infekt zurück

Eine gute Nachricht gab es beim Abschlusstraining, das noch im Stammquartier in Herzogenaurach stattfand. Nick Woltemade stand nach seinem grippalen Infekt erstmals wieder auf dem Platz. «Er hat sich schon ganz gut gefühlt», berichtete Nagelsmann: «Stand jetzt könnte er von Beginn an spielen.» 

Für David Raum muss es das Ziel sein, die 25.249 Zuschauer von Anfang an mitzunehmen. «Das schafft man mit Toren», sagte der Leipziger. Am besten mit vielen Toren. Die letzten zwei Spiele gegen Luxemburg endeten jeweils 7:0. Das war übrigens vor den WM-Turnieren 1998 und 2006.

7:0 als Richtwert

Luxemburgs Team der Gegenwart mit Ex-Bundesligaprofi Jeff Strasser als Coach wirkt jedoch wehrhafter, wie die knappen Heimniederlagen gegen Nordirland (1:3) und die Slowakei (0:1) bewiesen. In der FIFA-Weltrangliste wird das kleine deutsche Nachbarland aber gerade mal auf Platz 96 geführt; eingerahmt von den Fußball-Zwergen Äquatorial-Guinea und Mosambik.

Mittelfeldspieler Nadiem Amiri, ein Kandidat für die Startelf, warnte vor einer längst nicht mehr zeitgemäßen Erwartungshaltung. «Alle erwarten immer von uns, dass wir die Gegner 5:0, 6:0 besiegen», sagte der Mainzer: «Aber es gibt keine kleinen, schwachen Gegner mehr. Alle können dagegenhalten.»

Nagelsmann hat die Partien gegen Luxemburg und Nordirland zu einem Gesamtpaket geschnürt. Er fordert «zwei Siege, um die WM-Qualifikation weiter auf direktem Weg zu erreichen». Nach zwei von sechs Spieltagen liegt die DFB-Auswahl in Gruppe A gleichauf mit den Nordiren drei Punkte hinter der Slowakei (6). 

Das 0:2 von Bratislava erzeugt großen Druck. Zumal die Slowaken auch bei der Tordifferenz drei Treffer besser dastehen. Darum braucht es in Sinsheim möglichst ein Torfest. «Ich bin aber noch nie in eine Besprechung mit der Mannschaft gegangen, dass wir hoch gewinnen müssen», sagte Nagelsmann.

Trotzdem könnte jeder Treffer bei der Endabrechnung im November über Platz eins und das direkte WM-Ticket entscheiden. Denn bei Punktegleichheit zählt in erster Instanz die Tordifferenz und nicht der direkte Vergleich.

Der starke Bayern-Block als Erfolgsgarant

Das Toreschießen ist aber seit dem 3:3-Spektakel gegen Italien Ende März im Nations-League-Viertelfinale zu einem Problem geworden. Und das liegt auch am Personal. Jamal Musiala und Tim Kleindienst, die damals in Dortmund neben Elfmeterschütze Joshua Kimmich trafen, sind seitdem nicht mehr dabei. 

Nagelsmanns aktuelle Hoffnungsträger für Tore sind der formstarke Münchner Block um Serge Gnabry, der beim FC Liverpool um seine Form ringende Florian Wirtz und Jungstar Woltemade, der in seinen ersten Pflichtspielen für Newcastle United mit vier Toren mächtig Eindruck gemacht hat in England.

«Unser Kader hat die Qualität, um es besser zu machen als zuletzt», sagte Nagelsmann pragmatisch. Experten wie Rekordnationalspieler Lothar Matthäus erwarten freilich von ihm, acht Monate vor der WM endlich mit Experimenten aufzuhören und eine Elf mit einem klaren Spielsystem einzuspielen.

Aber wie soll das gehen, wenn die zentrale Achse mit Ausnahme von Kapitän Kimmich und Offensiv-Fixpunkt Wirtz komplett wegbricht? Torwart Marc-André ter Stegen? Langzeitverletzt nach Rücken-OP. Abwehrchef Antonio Rüdiger? Fällt mit einer schweren Muskelverletzung bis zum Jahresende aus.

Ein Rückkehrer als Führungskraft

Spielmacher Musiala? Comeback-Zeitpunkt offen nach dem komplizierten Beinbruch bei der Club-WM im Sommer. Und Kai Havertz? Der Arsenal-Stürmer hat wegen diverser Blessuren sein letztes Länderspiel 2024 bestritten.

«Wir sind in einer instabilen Situation», befand Nagelsmann, der auf die ärgerliche Situation pragmatisch reagiert. «Die Mannschaft ist die Achse», sagte er am Donnerstagabend in Sinsheim. Denn es ergebe keinen Sinn, «eine Achse von Spieler zu benennen, die zu Hause sitzen». 

Ein Lichtblick ist die Rückkehr von Nico Schlotterbeck. Der 25 Jahre alte Dortmunder soll Vize-Kapitän Rüdiger auch als Führungskraft ersetzen. Nach der langwierigen Knieverletzung will Nagelsmann den BVB-Profi aber - wie von BVB-Coach Niko Kovac angemahnt - nicht verheizen: «Ich habe schon im Kopf, dass Schlotti nicht zwingend zweimal 90 Minuten spielt.»



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