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23.06.2025 20:55

ROUNDUP 2: Erste Vergeltung: Iran greift US-Stützpunkt in Katar an

TEHERAN (dpa-AFX) - Der Iran hat als Vergeltung für die Bombardierung seiner Atomanlagen den größten US-Militärstützpunkt im Nahen Osten angegriffen. "Die Zahl der eingesetzten Raketen in dieser erfolgreichen Operation entsprach exakt der Anzahl der Bomben, die die USA bei ihrem Angriff auf Irans Nuklearanlagen verwendet hatten", hieß es in einer Erklärung des iranischen Nationalen Sicherheitsrats nach dem Angriff auf die US-Luftwaffenbasis Al-Hudeid in Katar. Dem Golfemirat zufolge vereitelte die Luftabwehr den Angriff und fing die Raketen erfolgreich ab, es gab keine Verletzte. Die Ölpreise gerieten kräftig unter Druck und die US-Aktienmärkte legten zu.

Der Gegenschlag des Irans - sollte er mit dieser Aktion abgeschlossen sein - erweckt den Eindruck, dass Teheran nicht an einer weiteren Eskalation gelegen ist. Laut einem Bericht der "New York Times" hatte der Iran die katarischen Behörden im Voraus über die bevorstehenden Angriffe informiert. Der Iran habe symbolisch zurückschlagen müssen - dies allerdings derart, dass allen Seiten ein Ausweg offen stehe, schrieb die Zeitung.

Iranische Beamte hätten dies als eine ähnliche Strategie wie 2020 beschrieben: Damals hatte der Iran den Irak vorgewarnt, bevor er nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani ballistische Raketen auf einen amerikanischen Stützpunkt im Irak abfeuerte.

Washington: beobachten die Lage genau

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurde Al-Udeid mit ballistischen Raketen kurzer und mittlerer Reichweite angegriffen. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Berichte über amerikanische Verletzte", sagte ein Vertreter des Ministeriums. Die Lage werde weiterhin genau beobachtet, erklärte er. Zu einer möglichen Reaktion der USA gab es bislang keine Angaben.

Katar verurteilte seinerseits den iranischen Angriff scharf. Es handle sich um eine "eklatante Verletzung" der Souveränität und des Luftraums des Landes. "Katar behält sich das Recht vor, direkt und in einem dem Ausmaß dieser offensichtlichen Aggression angemessenen Rahmen sowie im Einklang mit dem Völkerrecht zu reagieren", erklärte der Sprecher des Außenministeriums Madschid al-Ansari.

Zuvor hatte es iranische Medienberichte gegeben, es seien auch US-Militärstützpunkte im Irak angegriffen worden. Quellen in irakischen Sicherheitskreisen dementierten dies.

Sperrung des Luftraums in Katar kurz vor Angriff

Ein israelischer Repräsentant sagte mehreren Medien, der Iran habe insgesamt zehn Raketen auf US-Ziele in Katar abgefeuert. Katar hatte kurz vor den Angriffen die Sperrung seines Luftraums mitgeteilt. Augenzeugen in Doha berichteten, dass zwei Minuten lang Explosionsgeräusche zu hören gewesen waren. Am Himmel seien Flugobjekte geflogen.

Kurz vor der Bestätigung des Angriffs hatte der iranische Präsident, Massud Peseschkian, auf X geschrieben: "Wir haben den Krieg weder begonnen noch angestrebt. Doch wir werden die Aggression gegen den Iran nicht unbeantwortet lassen."

Am Wochenende traten die Vereinigten Staaten in den Krieg zwischen Israel und dem Iran ein, der am 13. Juni begonnen hatte. Sie griffen neben der Urananreicherungsanlage in Fordo auch die Anlage in Natans mit bunkerbrechenden Bomben an. Auch eine Nukleareinrichtung in Isfahan wurde bombardiert. Irans Regierung verurteilte den Angriff als völkerrechtswidrig.

Angriff dürfte auch Beziehungen zwischen Iran und Katar belasten

Der Angriff dürfte auch die Beziehungen zwischen dem Golfemirat Katar und Teheran erheblich belasten. Eigentlich gilt das Land als Vermittler zwischen der Islamischen Republik und dem Westen. Auch der Emir von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad al-Thani, pflegt gute Kontakte zur iranischen Regierung. Vom iranischen Nationalen Sicherheitsrat hieß es nach dem Angriff, dieser habe keine Gefahr für das "befreundete und brüderliche Land Katar und sein Volk" dargestellt. Der Iran sei weiterhin entschlossen, herzliche Beziehungen zu Katar aufrechtzuerhalten.

Der Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid am Rande der katarischen Hauptstadt Doha ist einer der wichtigsten US-Stützpunkte im Nahen Osten. Dort sind Berichten zufolge normalerweise rund 10.000 Soldaten und ziviles Personal stationiert. Der Stützpunkt ist auch die Kommandozentrale des US-Militärs in der Region. Das Hauptquartier des US-Regionalkommandos (Centcom) für den Nahen Osten liegt in Tampa im Bundesstaat Florida. Auch Soldaten der Bundeswehr befinden sich auf dem Stützpunkt im Rahmen des laufenden Einsatzes zur Unterstützung des Kampfes gegen die Terrormiliz Islamischer Staat.

Berichte: Wichtige Militärflugzeuge vorab verlegt

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge wurden wichtige Militärflugzeuge, die normalerweise in Katar stationiert sind, angesichts möglicher Angriffe auf andere Stützpunkte verlegt, vor allem in Europa.

Weitere Stützpunkte des US-Militärs befinden sich unter anderem in Bahrain, Kuwait oder dem Irak. Insgesamt sind in der Region rund 40.000 US-Soldaten stationiert.

Zuletzt hatten die USA und der Iran unter Vermittlung des Golfstaats Oman noch über das umstrittene Atomprogramm verhandelt. Die Gespräche gerieten jedoch ins Stocken - Hintergrund waren erhebliche Differenzen bei der Frage der Urananreicherung. Die USA fordern einen vollständigen Stopp, was Teheran als rote Linie betrachtet.

USA und Iran bereits 2020 am Rande des Kriegs

Schon im Jahr 2020 hatte der Iran einen US-Stützpunkt im Irak mit Raketen angegriffen, nachdem US-Präsident Donald Trump den mächtigen General Ghassem Soleimani, Kommandeur der Auslandseinheit der Revolutionsgarden, töten ließ. Bereits damals standen beide Länder am Rande eines Kriegs.

Seit der Islamischen Revolution 1979 gelten die USA als Erzfeind der iranischen Führung. Noch im selben Jahr besetzten Studenten die US-Botschaft in Teheran, was damals zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen führte. Viele Millionen Iraner wünschen sich hingegen bessere Beziehungen zum Westen und lehnen die Staatsführung seit Jahrzehnten ab.

Weitere Staaten schließen Luftraum

Nach dem Angriff schlossen auch die Golfstaaten Bahrain und Kuwait ihre Lufträume. Das bahrainische Verkehrsministerium kündigte die vorübergehende Aussetzung des Luftverkehrs im Luftraum des Königreichs als Vorsichtsmaßnahme an. Die Menschen seien aufgerufen, Schutz in nahe gelegenen Gebäuden zu suchen, bis die Gefahr vorüber sei, hieß es in einer weiteren Mitteilung des Innenministeriums.

Auch Kuwait kündigte im "im Interesse der Sicherheit des Landes" die Schließung des Luftraums und der Flughäfen an. Ebenso der Irak kündigte die komplette Sperrung des Flugraums an.

Das US-Außenministerium rief zudem Botschaftspersonal in Kuwait zu besonderer Vorsicht auf. Der Zugang zu mehreren US-Militärstützpunkten im Land sei vorübergehend eingeschränkt worden, hieß es bei X./vee/DP/jha



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