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17.06.2025 06:12

Trump verlässt G7-Gipfel vorzeitig wegen Nahost-Krise

KANANASKIS/CALGARY (dpa-AFX) - US-Präsident Donald Trump verlässt den G7-Gipfel in Kanada vorzeitig wegen des Krieges zwischen Israel und dem Iran. "Präsident Trump wird heute Abend nach Washington zurückkehren, um sich um viele wichtige Angelegenheiten zu kümmern", teilte seine Sprecherin Karoline Leavitt am Montagabend (Ortszeit) mit. Sie nannte die Lage in Nahost als Grund.

Trump hatte zuvor angedeutet, dass der Iran zu Verhandlungen bereit sei und er sich darum kümmern werde, sobald er vom G7-Treffen heimkehre. Gleichzeitig bestehen Befürchtungen, dass die USA aktiv in die militärische Auseinandersetzung eingreifen könnten, was eine ganz neue Eskalation bedeuten würde.

Eine geschwächte G7-Runde

Die vorgezogene Abreise des US-Präsidenten vom G7-Gipfel in Kananaskis ist ein Dämpfer für die Gruppe der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte. Das Treffen in Kananaskis galt als Bewährungsprobe dafür, ob die Runde noch im Stande ist, bei großen internationalen Themen eine gemeinsame Linie zu finden. Durch Trumps Rückkehr ins Amt des Präsidenten ist das Konfliktpotenzial in dem Format deutlich gewachsen. Das zeigte sich bereits zum Auftakt des Gipfels beim Thema Russland.

Während Trump noch vor der ersten Arbeitssitzung den Ausschluss Russlands aus der Gruppe führender Wirtschaftsmächte als "großen Fehler" bedauerte, drängten die Europäer auf härtere Sanktionen, um die Kriegsmaschinerie von Präsident Wladimir Putin zu stoppen. Trump reagierte darauf zurückhaltend und machte klar, dass er keinen gemeinsamen Vorstoß zu Sanktionen gegen Moskau plant. Die Europäer könnten hier vorangehen, schlug er vor und sagte zugleich, dass er US-Sanktionen kritisch sehe.

Trumps Solo-Nahost-Mission

Nun machte Trump auch mit Blick auf den Nahen Osten klar, dass eine Abstimmung mit den G7-Partnern für ihn keine Priorität hat, sondern er die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt.

"Es wurde viel erreicht, aber wegen der Ereignisse im Nahen Osten wird Präsident Trump heute Abend nach dem Abendessen mit den Staatschefs abreisen", schrieb Leavitt auf der Plattform X.

Trump hätte ursprünglich am Dienstagabend Ortszeit aus Kanada zurück nach Washington aufbrechen sollen. Die G7-Länder hatten ihren Gipfel erst am Montag begonnen und haben für heute noch mehrere Runden auf dem Programm - auch mit mehreren Gastländern. Unter anderem wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als Gast bei dem Gipfel erwartet - Selenskyj hatte sich dort auch mit Trump alleine treffen wollen. Der US-Präsident ist derzeit aber mehr mit dem Krieg zwischen dem Iran und Israel beschäftigt als mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die Krise in Nahost

Israel attackiert seit der Nacht zu Freitag Ziele im Iran - darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und Öl- und Erdgasfelder. Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der heimlichen Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Der Iran reagierte mit Gegenangriffen auf Israel.

Der Krieg zwischen den beiden Erzfeinden ist eine bedeutsame Eskalation der ohnehin dramatischen Lage im Nahen Osten. Israel führt seit Oktober 2023 auch einen Krieg gegen die islamistische Hamas im Gaza-Streifen - in Reaktion auf einen verheerenden Hamas-Angriff auf israelischem Boden. Durch den militärischen Konflikt zwischen dem Iran und Israel droht ein Flächenbrand in der gesamten Region.

Der Iran sieht die USA als Hauptunterstützer Israels mit in der Verantwortung. Es besteht auch die Befürchtung, dass die Führung des Irans auch Vergeltungsschläge gegen amerikanische Stützpunkte im Nahen Osten anordnen könnte. Dann würden die USA selbst zurückschlagen, wie Präsident Donald Trump ankündigte - und die nächste dramatische Eskalationsstufe wäre erreicht. Das Gleiche wäre der Fall, wenn die USA Israel militärisch aktiv helfen würden, bestimmte iranische Atomanlagen anzugreifen, die Experten zufolge tief unter der Erde liegen.

Neue Atomgespräche mit dem Iran?

Die Trump-Regierung hatte in den vergangenen Monaten auf dem Verhandlungsweg versucht, eine Eindämmung des iranischen Atomprogramms zu erreichen. Unter Vermittlung des Golfstaats Oman gab es direkte Gespräche zwischen Vertretern Washingtons und Teherans.

Nach der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran wurde eine geplante weitere Gesprächsrunde zunächst abgesagt. Laut einem Bericht des "Wall Street Journals" will der Iran nun aber an den Verhandlungstisch zurückkehren. Teheran habe Vermittlern aus arabischen Staaten mitgeteilt, dass es zu Gesprächen über sein Atomprogramm bereit sei, solange die USA sich nicht an den Angriffen beteiligten, schrieb das Blatt.

Auch Trump sagte in Kananaskis, die Iraner wollten reden. "Ich denke, es wird ein Abkommen unterzeichnet werden", sagte der Republikaner. Andernfalls werde etwas passieren, schob er nach, ohne konkreter zu werden. "Es wird ein Abkommen unterzeichnet werden, und ich denke, der Iran ist dumm, wenn er es nicht unterzeichnet." Teheran sitze "praktisch schon am Verhandlungstisch", betonte er. "Sie wollen einen Deal machen, und sobald ich hier weg bin, werden wir etwas unternehmen."

Oder eine dramatische Wende im Iran?

Kurz darauf veröffentlichte Trump auf der Plattform X eine kryptische Warnung an die Einwohner der iranischen Hauptstadt. "Jeder sollte Teheran sofort verlassen", schrieb der US-Präsident dort. Teheran wird seit Tagen von israelischen Angriffen erschüttert. Dort leben schätzungsweise rund 9 Millionen Menschen, im Großraum Teheran sollen es insgesamt um die 15 Millionen Menschen sein. Es blieb unklar, was der Beweggrund für Trumps Evakuierungsaufruf war.

Israel hatte am Nachmittag zunächst zur Evakuierung eines rund 300.000 Einwohner zählenden Teheraner Stadtteils aufgerufen. Kurz darauf wurde dort das Hauptgebäude eines staatlichen Senders getroffen. Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Einwohner Teherans zur Flucht aufgerufen.

Das US-Militär unterstützt Israels Verteidigung. Gleichzeitig betont die US-Regierung bislang, dass sie sich nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt./jac/DP/stk



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