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12.05.2025 17:21

Kehrtwende im Handelsstreit: China und USA senken Zölle

Handelskonflikt

Genf (dpa) - China und die USA haben im laufenden Handelsstreit eine Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung der beiden größten Volkswirtschaften der Erde hervorgeht, gilt die Regelung vorübergehend für 90 Tage. 

Demnach sinken US-Zölle auf chinesische Importe auf 30 Prozent. Zuvor lagen diese bei 145 Prozent. Die Aufschläge Pekings gegen Einfuhren aus den Vereinigten Staaten gehen von 125 Prozent auf 10 Prozent zurück.

US-Präsident Donald Trump sprach nach dieser mit China vereinbarten Senkung der gegenseitigen Zölle von einem «vollständigen Neustart» mit dem Land. Die Gespräche in Genf am vergangenen Wochenende bezeichnete er am Montagvormittag (Ortszeit) im Weißen Haus als «sehr freundlich», die Beziehung zu China als «sehr, sehr gut». Er werde mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprechen, kündigte Trump an - «vielleicht am Ende der Woche». 

In der Schweiz hatten Delegationen beider Seiten im festgefahrenen Zollstreit verhandelt. Zur Veröffentlichung der gemeinsamen Erklärung sagte US-Finanzminister Scott Bessent in Genf, man sei sich bei den Gesprächen schnell einig gewesen, dass keine Seite an einer Entkopplung der Volkswirtschaften interessiert sei. Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte, der vereinbarte Gesprächskanal werde verhindern, dass sich eine Eskalation mit Zöllen und Gegenzöllen wie seit April wiederhole. 

China sieht positive Entwicklung

In Peking verwies das Außenamt in seinem täglichen Briefing zunächst auf die gemeinsame Erklärung. Nach Angaben des Handelsministeriums in Peking wollen sich die USA und China nun in engem Kontakt weiter austauschen. Teil dessen sollen regelmäßige Beratungen in China und den USA oder einem Drittstaat sein. China hoffe, dass die USA dieses Treffen als Grundlage nutzen würden, um die «fehlerhafte Praxis der einseitigen Zölle gründlich zu korrigieren», hieß es. 

Laut Vize-Ministerpräsident He Lifeng, der die Delegation der Volksrepublik in Genf anführte, war das Treffen ein wichtiger Schritt, um die Meinungsverschiedenheiten durch Dialog zu lösen und die Grundlage zur Vertiefung der Zusammenarbeit zu legen, wie das Staatsfernsehen nach den Gesprächen berichtet hatte. 

Erleichterung an den Finanzmärkten

Besonders positiv reagierten die Märkte. So stieg der Aktienkurs des dänischen Reedereiriesen Maersk im frühen Handel zunächst um rund 10 Prozent. Der Dax legte zum Wochenbeginn auf einen Rekordwert zu. Kurz nach dem Börsenstart sprang der deutsche Leitindex um 1,54 Prozent auf 23.861,01 Zähler hoch. Auch die Märkte in Asien bauten ihre Gewinne nach den Neuigkeiten deutlich aus. 

«Durch eine Einigung zwischen China und USA wird das Leben für die deutsche Autoindustrie erheblich stressfreier», sagte der Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. «BMW und Mercedes produzieren SUV in den USA, die auch nach China exportiert werden.» Das helfe, die Kosten zu stabilisieren - was wiederum wichtig für Erfolg auf dem zentralen Markt China sei, sagte Dudenhöffer. Im ersten Quartal hatten die deutschen Autobauer vor allem wegen Problemen in China deutliche Gewinneinbrüche hinnehmen müssen.

Als «sichere Häfen» bekannte Investments wurden von der chinesisch-amerikanischen Abmachung hingegen belastet. Der Preis für Gold, einer beliebten Investment-Alternative in Krisenzeiten, fiel deutlich. Am Morgen sank die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) auf rund 3.233 US-Dollar und wurde damit etwa 91 Dollar tiefer gehandelt als am Freitag. 

Streit im April eskaliert

Vor den Gesprächen in Genf waren die Erwartungen an den Ausgang des Treffens zwar hoch, doch eine Senkung der Zölle hatten selbst viele Experten nicht erwartet. Unter den zuvor verhängten Zöllen war ein Handel zwischen beiden Ländern faktisch nicht mehr möglich, was sich auch auf die Weltwirtschaft ausgewirkt hatte.

US-Präsident Donald Trump will mit Zöllen dafür sorgen, dass Firmen ihre Produktion in die USA verlagern und damit den Standort stärken. Besonders China warf er unfairen Handel vor. Auch die chinesische Wirtschaft sei unausgewogen, sagte Finanzminister Bessent und sprach zudem von Überproduktion.

Probleme wurden deutlicher 

Peking und Washington hatten seit der Eskalation im Handelsstreit im April jeweils demonstrativ Stärke signalisiert. Doch jüngste Wirtschaftsdaten Chinas zeigten bereits, dass der Handel mit den USA im April eingebrochen war, die Container-Buchungen in die USA stark fielen. Die Stimmung im produzierenden Gewerbe trübte sich ein. 

China kämpft ohnehin schon länger mit wirtschaftlichen Problemen im Inland, obwohl die herrschende Kommunistische Partei für dieses Jahr erneut ein ambitioniertes Wachstumsziel von rund fünf Prozent anpeilt. Das drängendste Problem ist der schwache Konsum, den Peking bislang kaum in Gang bekommt. Zudem plagt das Land eine hohe Arbeitslosenrate unter jungen Menschen.



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