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21.01.2025 10:58

Die Biathleten und «das Problem zwischen den Ohren»

Vor WM-Generalprobe

Antholz (dpa) - Von einem generellen Problem beim Schießen wollen die deutschen Biathleten weniger als einen Monat vor der Weltmeisterschaft nichts wissen. «Die Trainingsleistungen sind in der Regel gut und da wird getroffen», sagte Männer-Trainer Jens Filbrich: «Aber wenn das Rennen kommt, dann ist das Problem zwischen den Ohren.» In den entscheidenden Situationen denken Philipp Nawrath und Co. in diesem Winter einfach zu viel nach, anstatt schlicht ihr Können zu zeigen. Die WM-Generalprobe kommt da nicht gerade recht.

Denn der Schießstand im italienischen Antholz gilt als einer der schwierigsten im Weltcup. Im Sprint am Freitag (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) kommen die Favoriten vor allem aus Frankreich und Norwegen - doch können die DSV-Skijäger den ersten Einzel-Podestplatz des neuen Jahres perfekt machen? Das könnte knifflig werden, auch wenn Nawrath allgemein sagt: «Es geht alles, wenn wir unsere Bestleistung zeigen. Dann haben wir ganz vorn unsere Chancen.»

Nawrath: Viel Aufregung bei Heim-Weltcups

Der 31-Jährige ist als Zehnter der einzige Deutsche in den Top Ten der Gesamtwertung, zum Saisonauftakt stand er als Sprint-Dritter in Finnland einmal auf dem Podest. Doch gerade bei den Heim-Weltcups in Oberhof und Ruhpolding lief es in den Einzelwettbewerben zu oft nicht mehr. «Es ist so eine Aufregung drin», sagte der Bayer Nawrath. Vor zehntausenden deutschen Fans wolle man es eben besonders gut machen, sagte Nawrath: «Man will unbedingt auch zeigen, was man kann.» Doch das ging öfter mal schief.

Ein Abstand zur Weltspitze um Dominator Johannes Thingnes Bö ist nicht wegzudiskutieren, bevor am 12. Februar in der Schweiz der Saison-Höhepunkt beginnt. Bis zur Weltmeisterschaft stehen in der Höhe von Antholz nur noch drei Rennen an. «Ich sehe uns auf einem guten Weg, das passt eigentlich ganz gut», sagte Filbrich zur guten Laufform. Wenn es aber nicht gelingt, die Schießfehler abzustellen, dürfte es kaum wieder WM-Medaillen zu gewinnen geben. 2024 holte der mittlerweile zurückgetretene Benedikt Doll mit Bronze im Einzel schon die einzige.

Preuß als Vorbild für die Männer

Für die Trainer sei es «schwer greifbar», was beim Schießen falsch läuft. Im Sommer hätte die Mannschaft unzählige fehlerfreie Serien geschossen. Dass der Druck im Kopf weniger wird, ist recht unwahrscheinlich. In Südtirol sind traditionell tausende deutsche Fans dabei und wollen Erfolge sehen, bei der WM muss die besondere Situation gar nicht erst benannt werden. «Wir müssen Stabilität reinbringen», forderte Ex-Langläufer Filbrich.

Wie es gehen kann, können die Männer eigentlich direkt bei den Frauen sehen. Vor allem die im Gesamtweltcup klar führende Franziska Preuß kann mit vielen tadellosen Schnellfeuereinlagen glänzen. «Aktuell schaffe ich es ganz gut, dass ich die Gedanken, die einen durcheinanderbringen, aus dem Kopf bekomme», sagte die 30-Jährige. Genau das muss auch das Ziel für die Herren sein. 

Bundestrainer setzt auf Risiko

In den vergangenen Jahren hatte es bei den Deutschen schon einen Sinneswandel gegeben. Cheftrainer Uros Velepec führte den Begriff des Risiko-Schießens ein. Ein moderner Biathlet sei «immer besser mit schnellem Schießen, vollem Risiko und voller Attacke», sagte er. 

Die DSV-Männer waren zuvor als Präzisionsschützen bekannt. Alle Scheiben sollten abgeräumt werden, die benötigte Zeit war eher zweitrangig. In einer sich wandelnder Sportart und angetrieben von vielen schnellen Schützen aus Norwegen und Frankreich waren Erfolge so nur sehr schwer möglich.

«Sie haben das mechanisch sicher nicht verlernt, sondern das ist eine Geschichte im Kopf», sagte Sportdirektor Felix Bitterling. Es sei auch mentale Arbeit gefragt, um Verbesserungen zu schaffen. Oder auch mal ganz anderes Training. Der Thüringer Philipp Horn setzte in Ruhpolding aus, um zu Hause in Oberhof angeleitet von Ex-Weltmeister Erik Lesser intensiv am Schießen zu arbeiten. Horn gilt als starker Läufer, bessere Ergebnisse zerstörte er sich aber schon zu oft durch Strafrunden.

Frauen-Ergebnisse als Ansporn

«Wenn Norweger oder Schweden im Ziel besser sind, dann gratulieren wir ihnen fair», sagte Bitterling schon im Dezember: «Aber ich habe das Gefühl, dass wir es ihnen mit dieser Fehleranzahl schenken.» Auch deswegen sollen die Frauen ein Vorbild sein, die mit der Staffel zuletzt zweimal nacheinander siegten und am Donnerstag den Antholz-Weltcup mit ihrem Sprintrennen eröffnen. «Die Erfolge der Mädels bringen positive Stimmung in die gesamte Mannschaft - also auch bei den Jungs», sagte Bitterling.



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