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30.12.2024 05:30

Der Bio-Markt kommt weiter in Schwung

LandwirtschaftBerlin (dpa) - Das Geschäft mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland ist nach einem Dämpfer während der hohen Inflation wohl weiter in Schwung gekommen. «Die Umsatzzahlen der ersten neun Monate 2024 deuten auf ein Gesamtwachstum des Öko-Marktes von über fünf Prozent hin», heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands zum Jahreswechsel, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das Wachstum nähere sich früheren durchschnittlichen Zuwachsraten von sieben bis acht Prozent pro Jahr an. Ein starkes Wachstum gab es demnach vor allem bei verpackten, länger haltbaren Bio-Waren, zu denen etwa Nudeln, Müslis, Gebäck und andere Fertigprodukte gehören. Das liege nach Einschätzung von Branchenexperten darin begründet, dass in den klassischen Supermärkten «die Breite des Sortiments von Ökolebensmitteln gewachsen ist», heißt es im Bericht. Das Bio-Frischesortiment, das zuvor die Wachstumsraten angeführt hatte, habe nach Marktforschungsdaten hingegen einen kleineren Umsatzanstieg verzeichnet. Dazu gehören Milchprodukte, Fleischwaren, Obst und Gemüse. Nach Erholung weitere AufwärtsentwicklungDer lange erfolgsverwöhnte Bio-Markt in Deutschland war 2022 erstmals ins Minus gerutscht. Von einer Kaufzurückhaltung bei teureren Lebensmitteln in der hohen Inflation waren auch Bio-Produkte berührt, die meist etwas mehr kosten. Der Markt erholte sich aber bereits wieder. Der Umsatz 2023 machte laut Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft mit 16,1 Milliarden Euro fünf Prozent gut. «Nach dem Rückgang 2022 und der Stagnation 2023 zeigt sich 2024 eine Aufwärtsentwicklung», heißt es im Marktbericht des Bauernverbands. Die Entwicklung von Bio-Märkten und Hofläden gebe jedoch Anlass zur Sorge. Der Bio-Fachhandel schrumpfe nicht mehr so stark wie in den Krisenjahren 2022/2023, verliere aber weiterhin Marktanteile an Supermärkte, Discounter und besonders stark wachsende Drogeriemärkte. Bio-Anbauflächen legen nur langsam zuAuf mehr «Bio» setzt auch die Politik. Und dafür zählt, wie robust das Geschäftsmodell wirtschaftlich ist. Erklärtes Ziel der inzwischen geplatzten Ampel-Koalition war, den Bio-Anteil bis 2030 auf 30 Prozent der gesamten Agrarfläche auszuweiten. Zuletzt stieg er weiter, aber nur leicht auf 11,4 Prozent mit Stand Ende 2023. Die Zahl der Bio-Höfe sank sogar um 182 auf 36.680, wobei der Anteil an allen Betrieben aber trotzdem um 0,2 Punkte auf 14,4 Prozent zunahm. Der Öko-Landbau sei weniger stark vom Strukturwandel betroffen als die Branche allgemein, erläuterte das Bundesagrarministerium. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte der dpa: «Wir Bauern beobachten die Entwicklung sehr genau.» Der Bio-Anteil wachse wieder, wenn auch moderat. «Entscheidend sind die Marktbedingungen und das Konsumverhalten der Verbraucher.» Derzeit kauften die Deutschen wieder stark nach Preis. Und um das zu ändern, bräuchte es eine strategische Absatzförderung statt politischer Wachstumsvorgaben. Klar ist: Viel hängt für die Bio-Landwirtschaft auch davon ab, welchen Kurs die künftige Regierung nach der Bundestagswahl einschlägt. Der Bericht des Bauernverbands zeigt Tendenzen in weiteren Bereichen des gesamten Agrarmarkts - teils auch mit Auswirkungen auf die Ladenpreise: FleischNach langer Krise sei der Markt für Schweinefleisch weiterhin von «längeren stabilen Preisphasen auf gutem Niveau» geprägt. Beim Schweinebestand habe es erstmals wieder einen leichten Anstieg gegeben. Angesichts einer erhöhten Erzeugung könnten die Preise 2025 «eine leicht fallende Tendenz» zeigen. Die Rindfleischproduktion in Deutschland sei in diesem Jahr geschrumpft, was auf Verkleinerungen der Tierbestände zurückzuführen sei. Für 2025 werde mit einer stabilen bis leicht steigenden Nachfrage nach Rindfleisch gerechnet, was zu einem konstanten bis steigenden Preisniveau für Jungbullen führen dürfte. Die Nachfrage nach Geflügelfleisch sei 2024 konstant hoch gewesen, was sich in einer Produktionssteigerung von einem Prozent gezeigt habe. Es dominiere Hähnchenfleisch mit einem Anteil von 70 Prozent und einem um ein Kilogramm auf 20,9 Kilogramm gestiegenen Pro-Kopf-Verbrauch. Obst und Gemüse«Die deutsche Apfelernte erreichte mit rund 750.000 Tonnen den niedrigsten Stand seit 2017, was hauptsächlich auf Frostschäden zurückzuführen war», heißt es im Bericht. Die Erdbeerernte war mit 120.000 Tonnen auf einem Tief. Der Selbstversorgungsgrad mit heimischem Obst liege bei knapp 20 Prozent. Für Gemüsebauern gab es demnach zu viel Regen. Trotz einer Ausweitung der Freiland-Anbaufläche um zwei Prozent fiel die Erntemenge ein Prozent geringer aus als im Vorjahr. Importe von Frischgemüse seien um ein Prozent gestiegen. Während etwa Tomaten, Gurken und Paprika in größeren Mengen importiert wurden, seien die Einfuhren von Zwiebeln und Möhren zurückgegangen. EierDer Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern stieg in diesem Jahr laut dem Marktbericht auf 244 Eier - das waren acht mehr als im Vorjahr. «Besonders stark war die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern, die immer weiter zunimmt.» MilchIn der zweiten Jahreshälfte zeigten sich «Rekord-Butterpreise», heißt es im Bericht. Auch die Preise für Käse und andere Milchprodukte zogen demnach an. Ursache seien neben einer guten Nachfrage unter anderem ein Rückgang bei der Rohmilcherzeugung und niedrigere Inhaltsstoffe beim Milchfett gewesen. GetreideBei der weltweiten Weizenproduktion zeige sich für 2024/25 mit 799 Millionen Tonnen nur ein minimaler Anstieg. Dabei habe die EU 2024 ihre schwächste Weizenernte seit 2012 verzeichnet. «Insgesamt deutet alles auf einen auch künftig angespannten, aber funktionsfähigen Getreidemarkt hin.»


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