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28.11.2025 09:00

WDH: Menschen mit Behinderung haben es schwer am Arbeitsmarkt

(Im ersten Satz des letzten Absatzes muss es "und" heißen, nicht "oder".)

BONN (dpa-AFX) - Die ohnehin schon schwierige Situation von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt hat sich einer Studie zufolge verschlechtert. Der Verein Aktion Mensch veröffentlichte eine Studie des Handelsblatt Research Instituts, der zufolge ein aus verschiedenen Teilbereichen berechneter Indikator schon das zweite Jahr in Folge gesunken ist.

So zog die Arbeitslosenzahl von schwerbehinderten Menschen deutlich an, im Oktober waren es in Deutschland rund 185.400 Menschen und damit knapp fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Schon seit Jahren wird diese Gruppe von Arbeitslosen Jahr für Jahr größer. Andere Zahlen sind aus dem Jahr 2024, in dem mehr Schwerbehinderten gekündigt wurde und die Anzahl der Firmen stieg, die gar keinen Schwerbehinderten in ihren Reihen hatten, obwohl das Pflicht ist.

Aktion Mensch warnt vor langwieriger Krise

Die Sprecherin der Aktion Mensch, Christina Marx, sprach von einem "dramatischen Rückschlag für die Inklusion". "Es ist zu befürchten, dass es viele Jahre dauern und massive Anstrengungen erfordern wird, um diese Krise zu überwinden." Besorgniserregend findet sie auch, dass weniger arbeitslose Schwerbehinderte einen festen Job finden, der "Abgangswert" aus der Arbeitslosigkeit ist gesunken. Rund 93.000 schwerbehinderte Erwerbstätige wurden arbeitslos, das waren 5 Prozent mehr als 2023. Die Arbeitslosenquote von Schwerbehinderten lag im Jahresschnitt 2024 bei 11,6 Prozent und damit 0,6 Prozentpunkte höher als 2023.

Ab 20 Mitarbeitenden sind Arbeitgeber verpflichtet, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen - das sind den Angaben zufolge rund 180.000 Unternehmen in Deutschland. Erfüllt ein Arbeitgeber die Pflichtquote von mindestens fünf Prozent nicht, muss er für jeden unbesetzten Pflichtarbeitsplatz eine Ausgleichsabgabe bezahlen.

Nur rund 39 Prozent der Unternehmen erfüllen diese Pflicht. Gut 35 Prozent kommen der Vorgabe zumindest teilweise nach - sie haben mindestens einen Pflichtarbeitsplatz besetzt, aber nicht alle, und der Rest - also etwa jedes vierte Unternehmen - hält sich gar nicht dran, hat also keinen einzigen Arbeitsplatz mit einem Schwerbehinderten besetzt. Zählt man alle Arbeitsplätze der verpflichteten Unternehmen zusammen, so sind nur 4,41 Prozent davon mit einem Menschen mit Behinderung besetzt. Eigentlich müssten es mindestens fünf Prozent sein. So niedrig war der Wert in der 2013 eingeführten Statistik noch nie.

In der Privatwirtschaft drückt der Schuh besonders, dort liegt die Quote nur bei 4,2 Prozent. Im öffentlichen Dienst sieht es deutlich besser aus: Mit einem Schnitt von 6,2 Prozent liegen die Behörden und staatlichen Betriebe über der Mindestvorgabe.

Chancen sehen statt an Defizite denken

Mit Blick auf die zunehmend schlechteren Karten von Schwerbehinderten am Arbeitsmarkt warnt Aktion-Mensch-Sprecherin Marx vor einem Missstand, der sich verfestige. Man solle Inklusion als Chance und Erfolgsfaktor begreifen. "Inklusion ist in diesen disruptiven Zeiten nicht etwa eine zusätzliche Belastung - sie ist ein Potenzial, das Unternehmen gerade jetzt widerstands- und zukunftsfähiger macht." Vielfältige Teams arbeiteten häufig nicht nur kreativer und innovativer, sondern reagierten auch resilienter auf Veränderungen. "Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit und des vielfach noch immer herrschenden Fachkräftemangels ist Inklusion längst ein strategischer Erfolgsfaktor."

In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 3,1 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung, die zwischen 15 und 65 Jahre alt sind

- also in einem Alter, in dem sie arbeiten könnten. 1,15 Millionen

dieser Menschen sind bei Firmen beschäftigt, die mindestens 20 Angestellte haben. 223.000 arbeiten bei kleineren Firmen, 175.000 waren im vergangenen Jahr im Schnitt arbeitslos gemeldet.

Circa 1,6 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung sind nicht in den Arbeitsmarkt integriert. Bei ihnen handelt es sich etwa um Frührentner, um Schüler oder um Verheiratete, die vom Partnereinkommen leben. Auch Menschen, die die Jobsuche aufgegeben haben und in keiner Statistik des Arbeitsamtes mehr geführt werden, sind darunter. Die Studienautoren sprechen von einer stillen Reserve "von beträchtlicher Größe". Mehr als die Hälfte der schwerbehinderten Arbeitslosen hat eine abgeschlossene Berufsausbildung, dieser Anteil ist deutlich höher als bei Arbeitslosen ohne Behinderung.

Als schwerbehindert gilt man, wenn man einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent hat und dieser nach Antrag vom Amt bestätigt ist. Ist der Behinderungsgrad etwas niedriger, kann er unter Umständen einer Schwerbehinderung gleichgestellt werden. Die meisten Schwerbehinderungen entstehen im Laufe des Lebens durch Krankheiten, etwa Multiple Sklerose (MS) oder Krebserkrankungen. Auch Schlaganfälle und Herzerkrankungen können zu solchen Beeinträchtigungen führen./wdw/DP/zb



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