06.09.2024-
Aktien Frankfurt: Stabilisierung stockt - Dax schwächelt vor US-Jobbericht
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist nach der jüngsten Stabilisierung am Freitag wieder etwas unter Druck geraten. In Erwartung des wichtigen US-Arbeitsmarktberichts am Nachmittag hielten sich die Anleger zurück. Börsenbeobachter befürchten, dass die Daten die Hoffnungen auf eine baldige deutliche US-Zinssenkung enttäuschen könnten - oder wieder Konjunktursorgen schüren, falls sie zu schwach ausfallen.
Um die Mittagszeit verlor der deutsche Leitindex noch 0,41 Prozent auf 18.500,29 Punkte. Damit zeichnet sich für ihn ein Wochenverlust von mehr als 2 Prozent ab. Nach dem Rekordhoch von 18.990 Punkten am Dienstagvormittag hatten ihn Gewinnmitnahmen nach unten gezogen - am Donnerstag hatte er sich dann etwas stabilisiert. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen verlor zuletzt 0,29 Prozent auf 25.285,48 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,4 Prozent bergab.
"Die ambitionierten Zinssenkungserwartungen könnten heute gedämpft werden, wenn der Bericht bestätigt, dass die Lage noch immer solide ist", schreiben die Experten der Landesbank Helaba. Die Daten dürften nicht schwach genug ausfallen, "um die US-Notenbank Fed in Richtung einer Zinssenkung um 50 Basispunkte zu treiben". Denn es werde auch allgemein erwartet, dass die Arbeitslosenquote nach dem überraschenden Anstieg im Vormonat im August wieder zurückgegangen sei.
Die entscheidende Frage ist nun laut Deutsche Bank Research, ob der schwache Juli-Bericht nur ein Ausrutscher war oder der Beginn einer Eintrübung am US-Arbeitsmarkt. Mit einer negativen Überraschung dürfte indes "auch die Angst vor einer US-Rezession zunehmen", ergänzten die Chartspezialisten von Index-Radar. Der nächste Fed-Zinsentscheid steht am 18. September an, bereits 5 Tage früher der Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Eine Zinssenkung gilt auch hier als sicher, nachdem die Währungshüter im Juni erstmals seit Jahren den Leitzins reduziert hatten.
Bayer profitierte am Freitag zuletzt noch mit einem Kursplus von 0,4 Prozent von einer Hochstufung. Mit 29,89 Euro erreichten die Aktien zeitweise ein Hoch seit Mitte Mai. Analyst Sachin Jain von der Bank of America lobte die Fortschritte mit Blick auf die Glyphosat-Klagen in den USA. Er empfiehlt die Titel nun mit "Neutral" und erhöhte das Kursziel auf 31 Euro. Schon am Donnerstag hatte ein "Handelsblatt"-Artikel zu diesem Thema dem Agrarchemie- und Pharmakonzern geholfen, obwohl er inhaltlich wenig Neues bot.
Symrise belegte vor dem Wochenende mit einem Kursanstieg um 1 Prozent auf 119,70 Euro einen der vorderen Dax-Plätze. Die US-Investmentbank Goldman Sachs strich ihre Verkaufsempfehlung für die Titel des Aromen- und Duftstoffeherstellers und sieht diese jetzt "Neutral". Das Kursziel hob sie auf 127 Euro an. Bessere Wachstumsaussichten dämpfen laut Analystin Georgina Fraser die Margenrisiken. Zudem sieht sie im Portfolio nun größere Chancen durch Zu- und Verkäufe als bisher.
Dagegen verloren die Aktien von Airbus mit 0,8 Prozent überdurchschnittlich, nachdem der Flugzeugbauer für den August rückläufige Auslieferungszahlen berichtet hatte. Zudem müssen nach einem Triebwerksbrand an einem Airbus A350-1000die Jets dieses Typs vorzeitig in die Wartung. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA hatte bereits am Donnerstagabend wie angekündigt eine entsprechende Lufttüchtigkeitsanweisung veröffentlicht. Sie betreffe nur die Antriebe für die Langversion der A350. Darunter litten in London die Aktien von Rolls-Royce deutlicher.
Im Nebenwerte-Index SDax setzten die Titel von Atoss Software ihre Talfahrt nach dem jüngsten Rekordhoch fort. Mit einem Minus von 10,9 Prozent auf 118,20 Euro rutschten sie sogar unter den Platzierungspreis von 120 Euro ab, zu dem zwei Großaktionäre sich von Papieren getrennt haben. AOB Invest - eine Gesellschaft von Unternehmensgründer und -chef Andreas Obereder - sowie General Atlantic Chronos wollen den Streubesitz erhöhen, um die Liquidität zu fördern und die Basis der institutionellen Investoren zu verbreitern.
Index-Schlusslicht Grenke büßte 14,3 Prozent ein. Auslöser war eine Mittelung der Bundesfinanzaufsicht (Bafin) über Mängel bei der Tochter Grenke Bank in Teilbereichen der Geldwäscheprävention./gl/nas
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX --- |