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04.05.2025 14:16

Warren Buffett will mit 94 nicht mehr Chef sein

OMAHA (dpa-AFX) - Der legendäre US-Investor Warren Buffett will nach mehr als einem halben Jahrhundert die Führung seiner Holding Berkshire Hathaway abgeben. Er werde dem Verwaltungsrat vorschlagen, zum Jahresende seinen designierten Nachfolger Greg Abel auf den Spitzenposten zu heben, sagte der 94-Jährige auf der Aktionärsversammlung von Berkshire. "Die Zeit ist gekommen." Er wolle danach weiter als Berater zur Seite stehen, aber die Entscheidungen werde Abel treffen, betonte Buffett. Ins Büro werde er aber vermutlich trotzdem gehen, sagte er dem Sender CNBC.

Buffett hob sich die Ankündigung zum Abschluss seiner 60. Aktionärsversammlung bei Berkshire Hathaway auf. Die rund 40.000 Teilnehmer in der Halle in seiner Heimatstadt Omaha würdigten ihn danach mit minutenlangem Applaus. Nur seine beiden Kinder habe er vorab von seiner Absicht informiert - aber nicht Abel selbst, sagte Buffett.

Einzigartige Erfolgsgeschichte

Berkshire war ursprünglich eine kleine Textilfirma. Buffett kaufte sie in den 60er Jahren und verwandelte sie in eine erfolgreiche Investmentgesellschaft. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass Berkshires Investitionen in verschiedene Unternehmen sich über die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Von 1964 bis 2024 sei der Börsenwert pro Aktie um 5.502.284 Prozent gestiegen, hieß es im jüngsten Berkshire-Jahresbericht.

Die Investment-Philosophie dahinter: Bei aussichtsreichen Unternehmen zu guten Preisen einzusteigen. Buffett genießt als "Orakel von Omaha" Kultstatus bei seinen Fans. Die Aktionärstreffen werden manchmal auch als "Woodstock für Kapitalisten" bezeichnet, in Anlehnung an das legendäre Musikfestival 1969, bei dem unter anderem Jimi Hendrix und The Who auftraten. Aktionäre fragen Buffett oft auch nach Rat für ihre Zukunft oder nach seiner Meinung weit über Investment-Fragen hinaus.

So wollte in diesem Jahr eine Teilnehmerin aus Gifhorn wissen, welche wirtschaftlichen Grundsätze Buffett Benjamin Franklin bei der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776 auf den Weg gegeben hätte.

Beteiligungen quer die durch die Wirtschaft

Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BNSF, die Fast-Food-Kette Dairy Queen, der Pralinen-Anbieter See's Candies und der Batteriehersteller Duracell. Zudem hält die Holding Beteiligungen an vielen anderen Unternehmen wie unter anderem Apple und Coca-Cola . Apple-Chef Tim Cook war am Samstag in Omaha dabei.

Große Schuhe für Nachfolger

Der 62-jährige Abel wird sich unweigerlich an der Erfolgsbilanz von Buffett messen lassen müssen. Der aus Kanada stammende Energie-Manager wurde schon vor Jahren als Buffetts Wunschnachfolger benannt. Er ist seit 1999 bei Berkshire und bekam 2018 die Verantwortung für das Geschäft außerhalb der Versicherungen übertragen.

Buffett dürfte Abel ein üppiges Geldpolster für Investitionen hinterlassen: Die Geldreserven von Berkshire haben inzwischen fast 350 Milliarden Dollar erreicht. Buffett sagte in den vergangenen Jahren wiederholt, dass er keine passenden Deal-Gelegenheiten im Markt sehe. Abel sagte in Omaha, dass sich die Investment-Ansätze unter seiner Führung nicht ändern würden.

Kritik an Trumps Zollpolitik

Bei der Aktionärsversammlung kritisierte Buffett die Zollpolitik von Donald Trump - allerdings ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen. "Handel sollte keine Waffe sein", sagte er. Die USA sollten mit anderen Ländern handeln - und wenn der Rest der Welt reicher werde, "wird das nicht auf unsere Kosten sein", sondern werde auch Amerika reicher machen.

Trump kündigte hohe Importzölle an - mit dem erklärten Ziel, mehr Produktion ins Land zu bringen. Auch sieht der US-Präsident das hohe Handelsdefizit als Problem: In die USA werden Waren in deutlich höherem Wert eingeführt als exportiert. Trump setzte die Zölle für die meisten Länder allerdings schnell wieder aus, nachdem die Börsen und Finanzmärkte daraufhin eingebrochen waren. Experten erwarten aber auch durch die in Kraft gebliebenen China-Zölle Lieferengpässe in den USA in den kommenden Monaten.

Einst Alternative zu Zöllen vorgeschlagen

Buffett hatte einst selbst Importzertifikate vorgeschlagen, um das Handelsdefizit zu senken. Der Gedanke war, dass Unternehmen für Ausfuhren aus den USA Importrechte erhalten, die sie dann an andere Firmen verkaufen können. Er räumte bei der Aktionärsversammlung ein, dass die Idee nicht populär gewesen sei.

Buffett warnte die USA davor, den Rest der Welt gegen sich aufzubringen. Aus seiner Sicht wäre es "ein großer Fehler", wenn 7,5 Milliarden Leute einen nicht mögen und 300 Millionen sich damit brüsteten, wie gut es ihnen gehe. "Ich denke nicht, dass das richtig ist - und ich denke nicht, dass das weise ist."/so/DP/he



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