11.04.2024-
ROUNDUP 2: EZB öffnet Tür für Zinssenkung - Entspannung bei der Inflation
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Euro-Währungshüter stimmen Verbraucher und Unternehmen angesichts der gesunkenen Inflation auf die erste Zinssenkung seit Sommer 2022 ein. Die Inflation sei weiter zurückgegangen und auch bei den meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Teuerung sei eine Entspannung zu verzeichnen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt im Anschluss an eine Ratssitzung. "Im Juni werden wir viel mehr Daten und neue Projektionen haben". Dann werde der Rat entscheiden, ob seine Zuversicht erfüllt worden sei.
Einige Mitglieder des geldpolitischen Rats seien bereits jetzt zuversichtlich gewesen, dass die Bedingungen für eine Reduzierung erfüllt seien, sagte Lagarde. Sie seien allerdings bereit gewesen, sich der großen Mehrheit im Rat anzuschließen, die lieber zusätzliche Informationen im Juni abwarten wolle. Dann legen die EZB-Experten die neuen Inflations- und Konjunkturprognosen vor.
"Nur eine Kehrtwende bei den anstehenden Wirtschaftszahlen mit einem wider Erwarten erstarkenden Lohnanstieg oder einem Sprung der Inflation nach oben" könne eine Zinssenkung noch verzögern, erwartet Andreas Bley, Chefvolkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Nach Einschätzung von VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel dürften im Fall einer Zinssenkung im Juni weitere Lockerungen folgen. "Lediglich eine Zinssenkung macht ökonomisch nur wenig Sinn."
Am Donnerstag ließ die Notenbank die Zinsen zum fünften Mal in Folge unverändert. Der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt weiter bei 4,5 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt im gemeinsamen Währungsraum der 20 Mitgliedstaaten unverändert 4,0 Prozent.
Zehn Zinserhöhungen in Folge
Um die nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt. Kredite werden damit teurer. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind zugleich eine Last für die Wirtschaft und Privatleute, die sich Geld leihen wollen.
Zuletzt hatte sich die Inflation im Euroraum stärker als erwartet abgeschwächt. Im März stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat nach einer ersten Schätzung um 2,4 Prozent. Volkswirte hatten mit 2,5 Prozent gerechnet. Im Februar hatte die Teuerung 2,6 Prozent betragen und im Januar 2,8 Prozent. Im März 2023 lag die Inflation noch bei 6,9 Prozent.
Die Preisentwicklung nähert sich damit dem Ziel der EZB an, die mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewährleistet. Die Notenbank rechnet aktuell damit, dass der Zielwert Mitte 2025 erreicht wird. "Auf dem Weg dahin wird es Unebenheiten geben, es wird nicht linear verlaufen", sagte Lagarde.
"Inflationsproblem löst sich nicht einfach in Luft auf"
Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. "Das Inflationsproblem löst sich nicht einfach in Luft auf", warnte Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die USA seien ein warnendes Beispiel.
Dort war die Inflation zuletzt stärker gestiegen als erwartet. Viele Ökonomen rechnen daher damit, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinszügel vorerst nicht lockert. "Die US-Notenbank hat aktuell mit einer wieder steigenden Inflation zu kämpfen und muss deshalb ihre erste Zinssenkung wohl verschieben", sagte Friedrich Heinemann, Ökonom am Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW. Nach Einschätzung von Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, ist die EZB beim Timing ihrer Zinsschritte nicht von der Geldpolitik der Fed abhängig. "Der Wechselkurs hat nicht mehr die Bedeutung früherer Jahre."
Für Zinssenkungen im Euroraum spricht auch, dass sich die Aussichten für die Wirtschaft im Euroraum verschlechtert haben. Die EZB erwartete zuletzt nur noch 0,6 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Im Dezember waren noch 0,8 Prozent vorhergesagt worden./mar/evy/DP/ngu |