20.11.2023-
WOCHENAUSBLICK: Läuft Jahresendrally des Dax schon? - Charttechnik spricht dafür
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem bislang starken November dürfte die Frage nach einer Jahresendrally die Anleger am deutschen Aktienmarkt weiter umtreiben. Nach drei Gewinnwochen des Dax könnte die Luft zwar dünner werden, doch Experten sind durchaus optimistisch in puncto Fortsetzung des guten Laufs. Laut einer Umfrage der Bank of America werden Aktien von Fondsmanagern im November erstmals seit April 2022 wieder übergewichtet.
"Wenn Inflations- und Zinsangst gehen, kommen Aktien", ist Baader-Bank-Experte Robert Halver zuversichtlich. Auf die Aktienmärkte wirke dies "wie eine Aufbauspritze". Der Experte sieht das größte Aufholpotenzial bei Aktien aus dem MDax und SDax . Während der Dax in diesem Jahr rund 14 Prozent zugelegt hat, belaufen sich die Gewinne seiner kleineren Brüder auf 5 beziehungsweise 11 Prozent.
Durch den Anstieg um fast 9 Prozent seit dem Oktober-Tief ist beim Dax die 16 000-Punkte-Marke wieder greifbar. Mittlerweile steht der Leitindex über der 200-Tage-Linie - ein positives Signal. "Einer Jahresendrally einschließlich neuer Rekorde steht zumindest aus technischer Sicht nichts im Weg", gibt sich Börsenexperte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets optimistisch. Die bisherige Bestmarke datiert mit knapp 16 529 Punkten aus dem Juli.
"Zwar hält die Fed aus Gründen der Glaubhaftigkeit ihren moralischen Zeigefinger in Form einer theoretisch weiteren Zinserhöhung hoch", so Baader-Experte Halver. Unter Anlegern jedoch wachse die Fantasie für Zinssenkungen. Angesichts der aktuellen Tendenz der US-Verbraucherpreise hält Halver Mitte 2024 eine Kerninflation von zwei Prozent für möglich. An den Terminmärkten werde eine erste von insgesamt vier Zinssenkungen für nächstes Jahr ab Mai eingepreist.
Laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer birgt der jüngste Anstieg aber die Gefahr, dass die Rally an Fahrt verliert. Er verwies dabei auf den Relative Stärke Index (RSI) des Dax, der wieder die Marke von 70 erreicht habe - ein Niveau, bei welchem von einem "überkauften" Marktumfeld gesprochen werde. Der wichtigste fundamentale Grund für seine Skepsis sind die in seinen Augen zu hohen Gewinnerwartungen für die Dax-Werte.
In dieser Woche stehen einige Ereignisse an, die über die Tragfähigkeit der bisherigen November-Rally mit entscheiden könnten. Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg verweisen auf die am Dienstag nach US-Börsenschluss erwarteten Zahlen von Nvidia , ein - wenn nicht der größte - Profiteur des Trendthemas Künstliche Intelligenz.
Außerdem dürften die Verbraucher in den USA in der Thanksgiving-Woche zeigen, ob ihr "Konsum eine tragfähige Stütze für die Konjunktur ist". Nach dem US-Feiertag am Donnerstag hat der "Black Friday" wieder Signalwirkung für das besonders wichtige Weihnachtsgeschäft.
Die Saison der Unternehmensberichte fällt dagegen als Triebfeder weg. Kapitalmarkttage von Dax-Konzernen könnten aber das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Von Rheinmetall , einem Profiteur der Aufrüstung, versprechen sich Experten zu Wochenbeginn neue mittelfristige Ziele. Am Dienstag dürfte bei Siemens Energy intensiv darüber diskutiert werden, dass die schwierige Lage des Energietechnik-Konzerns staatliche Garantien erforderlich machte.
Konjunktursignale sind in den kommenden Tagen rar. Am Freitag könnte der Ifo-Geschäftsklimaindex bewegen. Für mögliche Anzeichen von Bremsspuren der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, einen Nachtragshaushalt der Ampel für verfassungswidrig zu erklären, dürfte es dabei noch zu früh sein. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Verwendung von Corona-Krediten für Klimaprojekte für verfassungswidrig erklärt. Laut dem DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater müssen die Konjunkturdaten wegen dieser Entscheidung genau beobachtet werden.
"Das Ifo-Geschäftsklima dürfte sich erneut verbessern", heißt es in einem Ausblick der Landesbank Helaba nach guten Vorboten durch den ZEW-Index. Dieser war im November zum vierten Mal in Folge gestiegen. Für das Ifo-Geschäftsklima sei dies ein positives Signal. Während die Helaba das Stimmungsbarometer bei 87,3 Punkten erwartet, hält die Commerzbank gar 87,5 Zähler für realistisch./tih/ag/mis/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX --- |