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22.05.2025-

ROUNDUP 3/Salzgitter: Absage an Übernahme - Kreise: KHS-Verkauf angedacht

(neu: Kurs aktualisiert, Bericht über Verkaufserwägungen KHS.)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Stahlkonzern Salzgitter will auch nach der Absage an eine Übernahme durch GP Günter Papenburg und TSR Recycling mit den beiden erfolglosen Bietern weiter zusammenarbeiten. "Wir kennen beide Unternehmen und pflegen zu ihnen seit Jahren gute Geschäftsbeziehungen", sagte Vorstandschef Gunnar Groebler auf der Hauptversammlung in Wolfsburg vor rund 300 Aktionären. Daran wolle man trotz der Absage nichts ändern.

"Vor allem ist mir dabei wichtig, die gute Zusammenarbeit zwischen der Salzgitter AG und den beiden Konsorten erfolgreich fortzuführen", sagte Groebler. Zumal Papenburg seit Jahren ein stabiler Großaktionär sei. Der Bauunternehmer hatte seinen Anteil zuletzt sogar noch einmal aufgestockt: Mit 26,7 Prozent (Stand: November 2024) ist Papenburg inzwischen größter Einzelaktionär vor dem Land Niedersachsen, das 26,5 Prozent hält. Aktuell liegt der Anteil Papenburgs sogar bei knapp unter 30 Prozent, hieß es am Rande der Hauptversammlung.

Die Aktie des Konzerns lag über den Handelstag zunächst kräftig im Minus, zog aber rund eine halbe Stunde vor Handelsschluss plötzlich deutlich an und notierte am Schluss wieder rund ein Prozent tiefer bei fast 23 Euro. Grund für den abrupten Kursanstieg war ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach der Konzern Kreisen zufolge einen milliardenschweren Verkauf der Abfüll- und Verpackungsanlagentochter KHS erwägt.

Das Geschäft könnte dabei mit bis zu einer Milliarde Euro bewertet werden, wie es unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen hieß. Die Überlegungen seien in einem frühen Stadium und eine formelle Prüfung oder Verkaufsprozess seien noch nicht im Gange. Das Unternehmen wollte die Informationen Bloomberg gegenüber nicht kommentieren.

Übernahmeangebot zurückgewiesen

Ende 2024 war bekanntgeworden, dass Papenburg zusammen mit TSR ein Übernahmeangebot für den Stahlkonzern erwägt. Später legten beide ein nicht bindendes Gebot vor. Der Salzgitter-Vorstand hatte dies im April als zu niedrig zurückgewiesen und angekündigt, dass Salzgitter selbstständig bleiben wolle.

Zuvor habe es intensive Gespräche, gegeben, die Groebler als "sehr konstruktiven Austausch" bezeichnete. Am Ende habe es aber "signifikant unterschiedliche Vorstellungen über den aktuellen und zukünftigen Wert des Unternehmens" gegeben. Das Konsortium hatte 18,50 Euro je Salzgitter-Aktie geboten.

Auf der Hauptversammlung entging Groebler dann nur knapp einer Abstimmungsniederlage: Mit weniger als 56 Prozent erteilten die Aktionäre ihm die Entlastung, die sonst als reine Formsache gilt. Alle anderen Vorstände wurden dagegen fast einstimmig mit mehr als 99,9 Prozent entlastet. Ein Vertreter Papenburgs hatte zuvor beantragt, über die Entlastung der Vorstandsmitglieder einzeln abzustimmen.

Drei Anträge fielen bei den Aktionären sogar komplett durch. Dabei ging es um die Möglichkeit, eigene Aktien zu erwerben, den Einsatz sogenannter Derivate bei solchen Aktienkäufen und die Möglichkeit, Hauptversammlungen künftig auch rein virtuell abhalten zu können.

Rückendeckung vom Land

IG Metall und auch das Land Niedersachsen hatten die Übernahmepläne von Anfang an kritisch gesehen. Einem Ausstieg des Landes erteilte Finanzminister Gerald Heere (Grüne) auf der Hauptversammlung erneut eine Absage. "Das Land Niedersachsen steht ganz ausdrücklich zu seiner Beteiligung an der Salzgitter AG." Auch der Kurs des Vorstands zur Transformation des Unternehmens hin zu grünem Stahl habe seine volle Unterstützung.

Grüner Stahl verzögert sich

Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auf CO2-neutralen Stahl, der künftig aus Salzgitter kommen soll. "Für uns ist grüner Stahl die Zukunft", sagte Groebler. Deutschlands drittgrößter Stahlkonzern investiert dafür derzeit mehr als zwei Milliarden Euro in den Umbau des Stammwerks, davon eine Milliarde Euro, die Bund und Land zuschießen. Der Hochlauf verzögert sich allerdings etwas, wie Groebler einräumte. Statt Ende 2026 soll die neue Anlage jetzt erst 2027 grünen Stahl liefern.

Der bisher angepeilte Termin sei wegen einer Bauverzögerung beim Elektro-Lichtbogenofen nicht zu halten, sagte Groebler. Die Inbetriebnahme verschiebe sich dadurch um "wenige Monate". Bis 2033 will das Unternehmen komplett auf grünen Stahl umstellen und die drei kohlebefeuerten Hochöfen nach und nach durch Anlagen ersetzen, die zunächst mit Erdgas und später mit grünem Wasserstoff laufen.

Konzern rutscht in rote Zahlen

Der Stahlkonzern leidet unter der derzeit schwachen Konjunktur, hohen Strompreisen und einer sinkenden Stahlnachfrage. Im vergangenen Jahr rutschte das Unternehmen nach Steuern mit fast 350 Millionen Euro in die roten Zahlen, auch im ersten Quartal 2025 blieben unterm Strich knapp 35 Millionen Euro Verlust. "Das ist schlicht nicht ausreichend", sagte Groebler. Und es entspreche auch nicht den Ambitionen des Unternehmens.

Angesichts der schwachen Entwicklung hatte Salzgitter sein laufendes Sparprogramm zuletzt deutlich verschärft. Statt der bisher angepeilten 250 Millionen Euro pro Jahr sollen bis 2028 nun jährlich 500 Millionen Euro eingespart werden. Und die ersten 150 Millionen Euro davon seien schon erreicht. "Wir sind tatsächlich in der Umsetzung", sagte Groebler. "Wir sind tatsächlich dabei, diese Einsparung auch eins zu eins zu heben."

Rüstung soll Stahlnachfrage ankurbeln

Hoffnungen setzt Groebler zudem auf die schuldenfinanzierten Investitionspläne des Bundes in Verteidigung und Infrastruktur. Beides werde auch die Nachfrage nach Stahl ankurbeln. Und gerade bei Sicherheitsstahl für die Rüstungsindustrie sieht der Salzgitter-Chef große Chancen. "Wir erwarten einen signifikanten Ausbau." Bisher spielte Rüstung bei Salzgitter keine große Rolle. Größter Abnehmer ist traditionell die Autoindustrie./fjo/DP/men

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