29.12.2025-
Jubel über Podest: Hoffmann profitiert von Disqualifikation
VierschanzentourneeOberstdorf (dpa) - 20 Minuten nach dem Auftakt bei der Vierschanzentournee durfte Felix Hoffmann unerwartet doch noch über einen Podestplatz jubeln. Der 28-Jährige war plötzlich Dritter und wurde zur Siegerehrung gezerrt. Hoffmann, der eigentlich auf Platz vier gesprungen war, profitierte davon, dass der zweitplatzierte Slowene Timi Zajc wegen eines nicht regelkonformen Sprunganzugs disqualifiziert wurde. «Heute war es sehr cool für mich», sagte Hoffmann am Stadionmikrofon. «Ich denke schon, dass es einen Schub für Garmisch gibt. Es war ein cooler Wettkampf.» Raimund fragt Prevc nach TippsDank Hoffmann und auch dank des ebenfalls starken Philipp Raimund, der Fünfter wurde, lebt der Traum vom ersten deutschen Tourneesieg seit dem Triumph von Sven Hannawald 2002 zwar noch. Dominator Domen Prevc scheint jedoch kaum zu schlagen. Der Slowene siegte souverän. Mit zwei Jägern wollen die Deutschen den Überflieger nun unter Druck setzen. «Wenn mehr Leute anpacken, ist es immer leichter. Es macht auch echt Spaß, vorne mitfighten zu können», sagte Hoffmann in der ARD. Da ging er noch davon aus, dass er Vierter ist. Klar ist aber: Prevc muss patzen. «Er fliegt immens gut. Ich habe auch gerade in der Kontrolle gefragt, ob er mir ein paar Tipps geben kann», sagte Raimund mit Blick auf Prevc und lächelte. Hoffmann und Raimund waren bei einer insgesamt schwachen Mannschaftsleistung die einzigen beiden Deutschen im zweiten Durchgang. Olympiasieger Andreas Wellinger erlebte vor 25.500 Zuschauern in der ausverkauften Oberstdorfer Arena ein Debakel. Der 30-Jährige, der vor zwei Jahren zum Tournee-Auftakt noch gewonnen hatte, wurde 48. von 50 Startern. Prevc jetzt schon mit großem VorsprungHoffmann sprang 132,5 und 136 Meter weit, Raimund 136 und 133 Meter. Hoffmanns Rückstand auf den auch im Gesamtweltcup klar führenden Prevc, der 141,5 und 140 Meter weit flog, beträgt umgerechnet schon fast elf Meter. Der 26-Jährige ist in dieser Saison bisher klar der beste Springer und gewann souverän vor dem Österreicher Daniel Tschofenig. Eigentlich lag Zajc punktgleich mit Tschofenig, wurde aber disqualifiziert, weil sein Anzug am Bein um drei Millimeter zu lang war. «Bis auf den Domen ist alles eng beieinander», sagte Hoffmann in der ARD. «Mit meinen beiden Sprüngen bin ich auch zufrieden.» Die große Frage für die nächsten Tage lautet: Können sich Hoffmann und Raimund weiter steigern und Prevc wirklich gefährden? Beide springen bisher die Saison ihres Lebens. Hoffmann tauchte schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder im Weltcup auf. Wirklich nachhaltig auf sich aufmerksam machte der 28-Jährige aus Thüringen aber nicht. Das änderte sich gleich zu Beginn dieser Saison. Mit Platz drei beim Weltcup-Auftakt im norwegischen Lillehammer feierte Hoffmann seinen ersten Podestplatz der gar nicht so kurzen Karriere. Der ruhige Athlet, der beim Temperament so ziemlich das Gegenteil zu Mannschaftskamerad Raimund darstellt, ließ weitere starke Wettkämpfe folgen. Raimund bisher der konstanteste DeutscheRaimund hat sich vom talentierten Athleten, der immer mal wieder sein Können aufblitzen lässt, zum Vorzeigespringer in der Mannschaft von Bundestrainer Stefan Horngacher verbessert. Raimund wartet zwar wie Hoffmann immer noch auf seinen ersten Einzelsieg im Weltcup. In der Weltspitze hat er sich aber etabliert. In den sechs Wettkämpfen direkt vor der Tournee war er nur einmal schlechter als Platz vier. Im Gesamtweltcup ist er der beste Deutsche. Der Wahl-Oberstdorfer wirkt in diesem Winter so fokussiert und ausgeglichen wie noch nie. Vor der Tournee betonte er mehrfach, dass er die dortigen Wettkämpfe als Einzel-Events sehe. Rund um Weihnachten verzichtete er bewusst auf Social Media. Bloß kein Druck lautete das Motto. Den riesigen Tournee-Trubel bekommt er zwar mit, lässt sich davon aber nicht beeinflussen. Party-Stimmung im AllgäuBei prächtigem Winterwetter mit ganztägigem Sonnenschein sammelten sich die Fans schon früh in den Straßen und Gassen des Ortes, in dem eigentlich nur knapp 10.000 Menschen leben. Bei Party-Musik, Bier, Bratwurst und Glühwein stimmten sie sich auf das Spektakel an der Schattenbergschanze ein. Aus dem Vorgarten heraus verkauften Kinder selbstgebastelte Schilder mit Anfeuerungsrufen für ihre Idole. Auch in der Arena war die Stimmung prächtig. «Ich habe wirklich versucht, das oben aufzunehmen, das mitzunehmen. Das ist mir gelungen», sagte Hoffmann. Wellinger kam dagegen überhaupt nicht klar. Auch Pius Paschke, der im vergangenen Winter noch als Führender im Gesamtweltcup zur Tournee gereist war, rief sein Leistungsvermögen nicht annähernd ab. Er landete auf Rang 32. Die Springer haben nun einen Ruhetag, bevor es an Silvester um 16.00 Uhr mit der Qualifikation für das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen weitergeht (ZDF und Eurosport). |