06.09.2024-
ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax sinkt weiter - KI- und Rezessionssorgen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Freitag unter dem Eindruck eines sehr schwachen US-Technologiesektors weiter abgerutscht. US-Arbeitsmarktdaten waren zunächst kaum eine Belastung. Über die Ziellinie ging der deutsche Leitindex mit einem Abschlag von 1,48 Prozent auf 18.301,90 Punkte. Auf Wochensicht verlor er somit 3,2 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen büßte am Freitag 1,23 Prozent auf 25.046,52 Punkte ein.
Nach dem Rekordhoch von 18.990 Punkten am Dienstag hatten trübe US-Konjunkturdaten bereits Gewinnmitnahmen im Dax ausgelöst. Inzwischen hat das Börsenbarometer von seiner fast 2000 Punkte umfassenden Erholung seit dem Kurseinbruch Anfang August mehr als ein Drittel eingebüßt. Wichtige technische Unterstützungen wie die 21-Tage- und die 50-Tage-Linie für den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend wurden am Freitag im späten Handel gerissen.
An der New Yorker Technologiebörse Nasdaq hatte der Halbleiterkonzern Broadcom die Anleger mit seiner Prognose enttäuscht. Auch die Euphorie um das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) scheint immer mehr nachzulassen. Technologie-Aktien würden kritisch auf Substanz abgeklopft, schrieb Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Hohe Bewertungen, teilweise astronomische Umsätze und Gewinne sowie Skepsis an der Profitabilität von Unternehmen mit Geschäftsfokus auf KI lüden förmlich zu Gewinnmitnahmen ein.
Von dem Negativtrend an der Nasdaq ließen sich die Anleger in Europa anstecken. Der Dax, in dem nur wenige Techwerte enthalten sind, wurde in Sippenhaft genommen. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,60 Prozent auf 4738,06 Punkte hinab. Außerhalb der Eurozone verloren der SMI in Zürich rund ein Prozent, der FTSE 100 in London gab um 0,7 Prozent nach. In New York sank der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende um 0,9 Prozent, der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 2,4 Prozent ab.
Rezessionssorgen spielen am Markt weiter eine Rolle. In den USA hatte die Wirtschaft im August weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde zudem nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote ging wie erwartet etwas zurück, während die Stundenlöhne etwas stärker stiegen als von Ökonomen prognostiziert.
Insgesamt falle der Arbeitsmarktbericht etwas schwächer als erwartet aus, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Er zeige, dass sich die US-Wirtschaft immer stärker abkühle. Eine Katastrophe seien die Daten nicht, sie machten aber den Weg für eine erste US-Zinssenkung im September frei.
Die Frage, die die Anleger nun weiter beschäftigt, dreht sich um die Höhe der Zinssenkung. Möglich scheint einigen noch immer ein Schritt um sogar 0,5 Prozentpunkte. Es wird sich zeigen müssen, ob am Markt das Ausmaß der Zinssenkungen oder eine Abkühlung der Konjunktur höher gewichtet wird.
Am hiesigen Aktienmarkt waren am Freitag im Dax Siemens Energy mit minus 6,7 Prozent das Schlusslicht. Im Jahr 2024 sind die Titel des Energietechnikkonzerns aber noch immer mit weitem Abstand vorne, sie haben sich seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Infineon verloren zum Wochenende 3,5 Prozent und folgten den schwachen US-Halbleiterwerten.
Airbus verzeichneten Abschläge von 2,6 Prozent nach jüngsten Auslieferungszahlen des Flugzeugbauers. Zudem müssen nach einem Triebwerksbrand an einem Airbus A350-1000 die Jets dieses Typs vorzeitig in die Wartung. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA erließ eine entsprechende Anweisung.
Erneut ein Rekordhoch erreichten die Papiere der Deutschen Börse . Mit plus 1,3 Prozent lagen die Anteile des Börsenbetreibers am Ende des Tages auch im Dax vorne. Symrise gewannen 0,5 Prozent und profitierten davon, dass Goldman Sachs die Verkaufsempfehlung für die Titel des Aromen- und Duftstoffherstellers gestrichen hatte.
Im Nebenwerte-Index SDax brachen Grenke um fast 13 Prozent ein. Auslöser war eine Mitteilung der Bundesfinanzaufsicht (Bafin) über Mängel bei der Tochter Grenke Bank in Teilbereichen der Geldwäscheprävention.
Der Euro unterlag nach dem US-Jobbericht kräftigeren Schwankungen und wurde zuletzt zu 1,1092 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1103 (Donnerstag: 1,1097) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9006 (0,9011) Euro gekostet.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen. Im Gegenzug sank die Umlaufrendite von 2,21 Prozent am Vortag auf 2,16 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,34 Prozent auf 127,11 Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,21 Prozent auf 134,45 Zähler./ajx/jha/
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX --- |