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03.12.2025 12:00

Armutsbericht: 17,6 Prozent müssen auf Wichtiges verzichten

BERLIN (dpa-AFX) - Wegen Armut müssen 17,6 Prozent der Menschen in Deutschland auf wichtige Güter, Dienstleistungen oder Aktivitäten verzichten. Dieser Wert für 2024 geht aus dem neuen Armuts- und Reichtumsbericht hervor, den das Bundeskabinett in Berlin verabschiedet hat.

Weitere wichtige Ergebnisse aus dem mehr als 600 Seiten starken Bericht:

* Die Unterschiede bei Einkommen sind zwischen 2010 und 2020 gewachsen - denn die verfügbaren Haushaltseinkommen stiegen den Angaben zufolge zwar in allen Einkommensschichten, aber bei Gutverdienern mehr als bei Menschen mit geringerem Lohn oder Gehalt. Auch die Inflation traf Geringverdiener stärker.

* Bei Vermögen habe sich die Ungleichheit verringert, sie sei aber größer als bei den Einkommen, heißt es im Bericht. "Die zehn Prozent vermögendsten Haushalte besitzen 54 Prozent des gesamten Nettovermögens. 2010/11 waren es noch 59 Prozent. Die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung besaßen dagegen nur etwa 3 Prozent des Gesamtvermögens."

* Eine Befragung ergab laut Bericht, dass viele Menschen subjektiv das Ausmaß von Armut und Reichtum höher einschätzen als dies nach üblichen statistischen Maßstäben ausgewiesen wird. Als arm gelten laut Statistik Haushalte mit einem Einkommen von etwa 1.300 Euro monatlich, Einkommensreichtum beginnt laut gängiger statistischen Abgrenzung bei etwa 4.300 Euro, wie es im Bericht heißt.

"Riesiger Datenfriedhof"

Der siebte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung war im Entwurf schon einige Wochen bekannt und hat Kritik auf sich gezogen. So bemängelt der Armutsforscher Christoph Butterwegge, es handele sich um einen "riesigen Datenfriedhof". "Wer zu erfahren hofft, ob sich die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland während des Berichtszeitraums vertieft oder eher geschlossen hat, wo die Gründe hierfür liegen und was dagegen zu tun ist, wird jedoch enttäuscht", schreibt Butterwegge in einer Stellungnahme.

Reichtum werde verschleiert, wenn man Menschen mit einem Nettoeinkommen von 4.500 bis 5.000 Euro monatlich als "einkommensreich" definiere und Menschen mit einem Nettovermögen von 500.000 Euro als "vermögensreich". "Die Beschränkung auf zehn Prozent der Wohlhabenden verstellt den Blick auf das reichste Prozent und das reichste Promille, die hierzulande einen Großteil des Gesamtvermögens halten", kritisiert Butterwegge. "Die fünf reichsten (Unternehmer-)Familien in Deutschland besitzen zusammen ein Privatvermögen von 250 Milliarden Euro, mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung, immerhin über 40 Millionen Menschen."

CDU sieht als Ausweg Arbeit

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Timon Dzienus nannte die Ergebnisse des Berichts schockierend. "Die ungleiche Vermögensverteilung in diesem Land ist Gift für unsere Gesellschaft." Es sei nicht zu rechtfertigen, dass die reichsten zehn Prozent die Hälfte des Vermögens besäßen und die untere Hälfte "quasi nichts", sagte Dzienus der Deutschen Presse-Agentur. "Armut ist kein Naturgesetz, sondern Folge politischer Entscheidungen."

Die CDU-Politikerin Ottilie Klein wertete die Ergebnisse anders. Der Bericht zeige, dass Arbeit das beste Mittel sei, um Armut zu verhindern. "Statt Klassenkampf-Debatten brauchen wir eine starke Wirtschaft für mehr sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze", sagte Klein der dpa. Das Investitions-Sofortprogramm sei ein wichtiger erster Schritt. "Auch die Bürgergeld-Reform wird dazu beitragen, mehr erwerbsfähige Menschen in Arbeit zu vermitteln."/vsr/DP/nas



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