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30.07.2025 08:41

Nach Erdbeben: Tsunami-Alarm im Pazifik-Raum

MOSKAU/TOKIO/WASHINGTON (dpa-AFX) - Ein schweres Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka hat im Pazifik-Raum zahlreiche Länder von Japan und den Philippinen über Hawaii bis zur US-Westküste und Lateinamerika in Alarmzustand versetzt. Gewarnt wurde vor teils meterhohen Tsunami-Wellen als Folge des schweren Erdbebens im Fernen Osten Russlands.

Mit 8,8 war das Beben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 - und wurde seit Beginn der Messungen überhaupt nur von fünf Beben übertroffen. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass gab die Stärke mit 8,7 an, das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam mit 7,8. Das Zentrum des Bebens lag den Angaben zufolge in der offenen See, etwa 130 Kilometer vor der nur dünn besiedelten Küste Kamtschatkas, und relativ tief unter dem Meeresboden.

Höhere Flutwellen bereits vor Japans Küsten

Im Norden Japans - die Region liegt dem Erdbebengebiet geografisch mit am nächsten - wurden bereits zunehmend höhere Flutwellen registriert. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, erreichten Flutwellen an der Küste der nördlichen Präfektur Hokkaido sowie der Präfektur Iwate im Nordosten inzwischen eine Höhe von 60 Zentimetern. Die Behörden haben Warnungen vor einem bis zu drei Meter hohen Tsunami ausgegeben. Bei einem Tsunami bauen sich Wellen mitunter in Stufen auf.

In China gaben die Behörden laut Staatsfernsehen eine Tsunami-Warnung der Stufe Gelb heraus. In Taiwan rief die Zentrale Wetterbehörde die Bewohner der Küstenregion dazu auf, wachsam zu bleiben und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

In Asien kommen Erinnerungen an Tsunami von 2004 hoch

Auch die Philippinen und Indonesien forderten Menschen in Küstennähe auf, sich in Sicherheit zu bringen. In den beiden Inselstaaten wurden in mehreren Provinzen Wellen von weniger als einem Meter Höhe erwartet, die aber längere Zeit anhalten könnten. "Bleiben Sie den Stränden fern und gehen Sie nicht zur Küste", hieß es in einer Warnung des philippinischen Instituts für Vulkanologie und Seismologie (Phivolcs). Ein Behördensprecher in Indonesien teilte mit, dass es schwer sei, das genaue Ausmaß der Wellen vorherzusagen.

Dort riefen bei sicher nicht wenigen Menschen die Warnungen schlimme Erinnerungen wach: Am 26. Dezember 2004 hatte ein gewaltiges unterseeisches Beben der Stärke 9,1 vor der Küste von Sumatra eine riesige Flutwelle ausgelöst. Neben Indonesien gab es damals auch zahlreiche Opfer in anderen Ländern, von Thailand über Indien bis Tansania. Etwa 230.000 Menschen kamen ums Leben.

USA von Hawaii über Alaska bis Kalifornien im Alarmzustand

Auf Hawaiis größter Insel Hawaii - auch Big Island genannt - wurden Strände evakuiert. Alle Häfen auf dem zu den USA gehörenden Archipel sind für den Schiffsverkehr gesperrt. Das staatliche Tsunami-Frühwarnsystem in den USA sprach von Wellen von bis zu drei Metern Höhe, die die Küste des Tausende Kilometer vom Zentrum des Bebens entfernten US-Bundesstaats kurz nach 7 Uhr am deutschen Morgen erreichen könnten. Küstenbewohner sollten die gefährdeten Gebiete sofort verlassen oder in mindestens zehnstöckigen Gebäuden Schutz suchen, hieß es.

Entlang der US-Westküste wie etwa in Kalifornien warnten Behörden vor den Wellen und riefen Bewohner einiger Küstenorte auf, sich in höhergelegene Gebiete zu begeben. Alaska stellte sich ebenfalls auf höhere Wellen ein. Auch mehrere Länder Lateinamerikas gaben Warnungen vor Flutwellen heraus, darunter etwa Mexiko, Guatemala, Ecuador, Peru und Chile.

Bei einem Tsunami muss die erste Welle nicht die heftigste sein. Das baut sich mitunter in Stufen auf. Falls es also zunächst unter einem Meter bleibt, ist damit noch keine Entwarnung verbunden, worauf auch die Behörden unermüdlich hinweisen.

Verängstigte Menschen flüchten auf die Straße

Laut der Russischen Akademie der Wissenschaften handelte es sich um das heftigste Erdbeben auf der Kamtschatka seit 1952. Mit weiteren Nachbeben sei noch etwa einen Monat lang zu rechnen, sie könnten Stärken von bis zu 7,5 erreichen.

In der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski rannten laut Tass verängstigte Menschen barfuß ins Freie. Kleiderschränke stürzten um, Autos rutschten über wackelnde Straßen und ein Kindergarten-Gebäude wurde schwer beschädigt. Zeitweise sei das Strom- und Telefonnetz zusammengebrochen.

In der russischen Region Sachalin wurden Küstenbewohner vorsichtshalber evakuiert. Stellenweise brandeten laut Tass Tsunami-Wellen von drei bis vier Metern Höhe an Land. Berichte über Verletzte oder gar Tote gab es zunächst nicht./aae/mk/DP/mis



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