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07.12.2025 10:11

Ringen um die Ringe: Olympia-Vierkampf spitzt sich zu

Sportpolitik

Frankfurt/Main (dpa) - Der Fahrplan steht, der Vierkampf um den Olympia-Kandidaten ist endgültig eröffnet: Berlin, München, Hamburg oder die Region Rhein-Ruhr mit der Kernstadt Köln? Deutschland sucht in einem zähen Auswahlprozess den Super-Bewerber für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044. Ausgang offen.

«Am Ende geht es darum, eine Entscheidung zu treffen, hinter der wir alle uns versammeln können, hinter der sich das ganze Land versammeln kann - gemeinschaftlich», verteidigte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), das langwierige Prozedere. Erst am 26. September 2026 auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Baden-Baden soll eine Entscheidung fallen.

Gut genug für Deutschland, aber auch gut genug international?

Eine Sicherheit, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb mit möglichen europäischen Gegnern wie Madrid oder Istanbul dann auch tatsächlich Erfolg hat, gibt es nicht - auch wenn sich Bundespolitik und der deutsche Sport selbstbewusst zeigen.

Sport-Staatsministerin Christiane Schenderlein (CDU) betonte, dass in der schwarz-roten Bundesregierung die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele «das sportpolitische Ziel dieser Legislaturperiode» sei.

Weikert sicher: Vier sehr starke Bewerbungen

«Aus vier sehr starken Bewerbungen wird am Ende die stärkste als Sieger hervorgehen. Und wer das schafft, hat auch international gute Chancen, die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Deutschland zu holen», sagte Weikert auf der Mitgliederversammlung am Wochenende in Frankfurt am Main.

Dort wurde mit einer klaren Mehrheit beschlossen, nach welchen Kriterien und Kategorien die Konzepte bewertet werden, um Empfehlungen für den 26. September auszusprechen. Reisezeiten, Hotelkapazitäten sowie die Unterbringung von Athletinnen und Athleten spielen unter anderem genauso eine Rolle wie die internationale Strahlkraft - und die nationale Akzeptanz.

Die Hauptstadt als Sorgenkind

Und genau da liegen bei einem der vier Kandidaten die großen Probleme. Der Hauptstadt Berlin, die als weltweit bekannte Metropole und mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten wohl im internationalen Wettstreit die besten Chancen haben dürfte, fehlt der Rückenwind durch die Bevölkerung.

Ein Referendum wird es nicht geben - auch weil die Landesverfassung dies aktuell nicht vorsieht. Zwar steht die schwarz-rote Koalition um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hinter der Bewerbung, doch am 20. September wird ein neues Abgeordnetenhaus gewählt. Nur sechs Tage vor dem entscheidenden Tag in Baden-Baden.

Linke und anders als woanders auch die Grünen in Berlin sind gegen eine Bewerbung. Ein neuer Senat könnte die Machtverhältnisse in der Hauptstadt verschieben, die Meinung der Regierung zu Olympia sich grundlegend ändern.

München mit Rückenwind - Hamburg und Rhein-Ruhr können folgen

Die Berliner Probleme hat München nicht. Die Kandidatur der bayerischen Landeshauptstadt wurde mit dem frühen Referendum Ende Oktober und einer klaren Mehrheit von 66,4 Prozent gestärkt. «Sehr zufrieden, ja geradezu glücklich» sei er darüber, sagte Weikert. «Deutschland, das lässt sich jetzt schon sagen, hat wieder Lust auf Olympia.»

Sollten sich wie München auch Hamburg und die Region Rhein-Ruhr bei ihren Bürgerentscheiden für Olympia aussprechen, droht ein Hauen und Stechen um die Großveranstaltung. Weikert sieht dem Vierkampf gelassen entgegen. «Wir alle hier stehen hinter Olympia in Deutschland - ausnahmslos, einig und stark.»

Nicht überall läuft's so harmonisch wie bei der Olympia-Bewerbung

Während bei der Olympia-Bewerbung Sport und Politik an einem Strang ziehen, sind andere Themen wie das geplante Spitzensportfördergesetz umstritten.

Schenderlein ließ in Frankfurt durchblicken, dass Fördermittel für Sportarten mit geringen Medaillenaussichten künftig gekürzt werden. «Die Währung im Leistungssport» seien Medaillen, betonte sie und verteidigte damit den Referentenentwurf zum Gesetz.

Weikert über mögliche Kürzungen: «Mit uns nicht besprochen»

Dass man sich nur auf erfolgversprechende Sportarten konzentriere, sei «mit uns nicht besprochen», äußerte Weikert. «Zum zweiten haben wir die Politik bisher vertreten - und wir haben die auch nicht geändert, dass wir auf alle Sportarten schauen.»

Abgesehen davon bemängelt der DOSB, dass der Sport im geplanten Gesetz bei der Vergabe von Geldern zu wenig Einfluss habe. «Tun Sie es mit dem Sport und nicht ohne ihn. Und bitte nie gegen ihn. Wir sind die größte Bürgerbewegung des Landes: 29 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Vereinen», sagte Weikert.

Kommt nach Super-Bewerber die Super-Sportnation?

Einig sind sich Sport und Politik, dass das Gesetz dazu beitragen soll, dass Deutschland bis 2035 zu den Top-Fünf-Sportnationen weltweit zählt. Dieses Ziel hat die Mitgliederversammlung beschlossen.

Vor allem mit Blick auf die Sommersportarten ist das aber ambitioniert. Bei den vergangenen Spielen in Paris vor knapp eineinhalb Jahren hatte Deutschland zumindest im Medaillenspiegel nur einen enttäuschenden zehnten Rang belegt. Das soll sich ändern - unabhängig davon, ob der Traum von Olympia in Deutschland platzt oder sich erfüllt.



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