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12.11.2025 06:35

ROUNDUP: Geflügelpest bringt Veterinärlabore an Belastungsgrenze

GREIFSWALD (dpa-AFX) - Die sich weiterhin rasant ausbreitende Geflügelpest stellt eine große Belastung für die zuständigen deutschen Labore dar. "Bei den momentanen Zahlen gelangen sowohl die Landesveterinärlabore als auch unser nationales Referenzlabor an die Belastungsgrenze", teilte Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bei Greifswald der Deutschen Presse-Agentur mit. Insbesondere bei Verdachtsfällen bei Wildvögeln könne es zu Verzögerungen kommen, da Verdachtsfälle in Geflügelhaltungen mit höchster Priorität untersucht würden.

"Wir sehen eine rasante Zunahme der Ausbrüche in Geflügelhaltungen und parallel Fällen bei Wildvögeln", erklärte Kühn. "Der Anstieg ist steiler als im Herbst 2020/2021, einem der bisher schlimmsten Geflügelpestwinter. Trotz anhaltender Aufmerksamkeit der Geflügel-haltenden Betriebe findet das Virus anscheinend jede noch so kleine Lücke."

Rund 1,5 Millionen gehaltene Tiere verendet oder getötet

Laut FLI kommen täglich Ausbrüche in Geflügelhaltungen hinzu. Die seit Anfang September festgestellten Fälle steuerten demnach zuletzt auf die Marke von 100 zu (Stand 11.11. um 18.10 Uhr). Es seien rund 1,5 Millionen gehaltene Tiere infolge einer Infektion verendet oder wegen eines Ausbruchs vorsorglich getötet worden. Auch die Zahl nachgewiesener Fälle bei Wildvögeln steige weiterhin stark. Seit Anfang September seien es inzwischen rund 800. Die Dunkelziffer sowie die Zahl tot geborgener Wildvögel sind höher.

Entsprechend bewertet das FLI als für Tiergesundheit zuständiges Bundesforschungsinstitut alle Risiken, die sich auf Geflügelhaltungen und Vogelbestände oder Wildvögel beziehen, als hoch. Dies umfasse etwa die Aus- und Weiterverbreitung des Virus in Wildvogelpopulationen ebenso wie den Eintrag in Geflügel- und Vogelhaltungen, etwa auch Zoos. Kühn appellierte an Halter, bei der Überprüfung von Sicherheitsmaßnahmen nicht nachzulassen.

Tschechische Betriebe erstmals seit Mai wieder betroffen

Zuletzt wurde die Geflügelpest auch im Nachbarland Tschechien erstmals seit Mai wieder in kommerziellen Zuchtbetrieben nachgewiesen. Bei einer Firma mit 20.000 Gänsen in der Gemeinde Valdikov wurde der hochpathogene Geflügelpest-Erreger H5N1 nachgewiesen, wie die staatliche Veterinärbehörde SVS mit Sitz in Prag am Dienstag mitteilte. Betroffen ist nach Angaben des Agrarministeriums zudem ein Zuchtbetrieb in Lanskroun am Fuße des Adlergebirges. Dort müssen voraussichtlich 55.000 Hühner gekeult werden.

Die Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, ist eine bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Vor allem unter Kranichen hat sie in Deutschland in diesem Herbst ein Massensterben ausgelöst. Aber auch bei weiteren Wildvogelarten gibt es laut FLI zunehmend Nachweise des Virus. Bei diesen sei die Mortalität vermutlich geringer, dennoch könnten diese Arten zu einer weiteren Zirkulation des Virus unter Wildvögeln und zu einem hohen Infektionsdruck in der Umwelt beitragen. "Dieser könnte unabhängig vom Vogelzug so über den Winter anhalten", teilte eine FLI-Sprecherin mit.

Ob dies auch zu weiteren Ausbrüchen in Geflügelhaltungen führe, hänge unter anderem davon ab, ob Infektionen schnell erkannt und Sicherheits- und Bekämpfungsmaßnahmen konsequent umgesetzt werden.

Alois Rainer zum Antrittsbesuch beim FLI

Im Falle eines Ausbruchs etwa in einem Geflügelbetrieb wird in der Regel der gesamte Bestand gekeult. Die Zahl der betroffenen Tiere ist dann mitunter fünf- oder gar sechsstellig. Die Unterbringung von Geflügel in Ställen soll den Kontakt mit Wildvögeln verhindern und so vor einem Eintrag schützen. "Im Bereich der Wildvögel bestehen kaum Möglichkeiten, die Ausbreitung zu stoppen und das dortige Tierleid zu mindern", erklärte die FLI-Sprecherin.

Die Geflügelpest soll heute auch beim Antrittsbesuch des Bundeslandwirtschaftsministers am FLI-Hauptstandort auf der Insel Riems bei Greifswald ein Schwerpunktthema sein. Alois Rainer (CSU) soll im Rahmen eines Rundgangs auf dem weitläufigen Institutsgelände auch ein Blick auf eine Hochsicherheitsschleuse sowie in das Labor der höchsten Biosicherheitsstufe S4 gewährt werden. Neben dem Schutz vor Infektionskrankheiten und Tierseuchen, die durch Zoonosen auch dem Menschen gefährlich werden können, ist das Tierwohl landwirtschaftlicher Nutztiere ein Fokus des FLI./chh/DP/zb



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