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09.10.2025 12:53

Deutschland Hauptziel für Fälschungen - Milliardenschaden

Handel

Berlin (dpa) - Videospiele, T-Shirts, Kinderspielzeug, Parfüm: Deutschland ist nach Angaben des Markenverbandes größtes Ziel für Fälscherware in der EU. Den Unternehmen entstehe dadurch jedes Jahr ein Milliardenschaden, sagt Präsident Franz-Olaf Kallerhoff. «Wir dürfen nicht länger hinnehmen, dass unser Markt mit gefährlichen und gefälschten Produkten überschwemmt wird, die unter Missachtung von Umwelt- und Arbeitsstandards produziert sind.» 

Der Verband vertritt Unternehmen wie Hugo Boss, Haribo, Henkel, Miele und Vileda und veranstaltet am Donnerstag den Tag der Markenwirtschaft in Berlin. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz wird erwartet.

Wie viele gefälschte Artikel gelangen nach Europa?

Die EU-Agentur für geistiges Eigentum (EUIPO) veröffentlichte kürzlich neue Zahlen. 2024 stellten die Behörden an Außengrenzen und im Binnenmarkt 112 Millionen gefälschte Waren sicher. Das war weniger als im Vorjahr, doch der geschätzte Verkaufswert stieg auf 3,8 Milliarden Euro - so viel wie nie zuvor. Grund dafür sind höhere Stückpreise. 

Deutschland war das Ziel für rund ein Viertel des an den Außengrenzen sichergestellten Warenwerts. Das ist mehr als für jeden anderen Mitgliedsstaat. Warum das so ist? «Deutschland ist als größte Volkswirtschaft in Europa besonders betroffen», sagt Markenverbands-Präsident Kallerhoff. Deutsche Marken würden international für ihre Qualität geschätzt, das mache sie für Fälscher so attraktiv. Die EU-Behörde äußerte sich zu möglichen Gründen nicht.

Eine Fälschung ist ein Produkt, das einen Markenartikel nachahmt und so ähnlich aussieht, dass es mit dem Original verwechselt werden kann. 

Welche Produkte werden besonders oft gefälscht?

Die meisten Beschlagnahmungen betreffen CDs und DVDs, einschließlich Videospielen und Softwareprogrammen. Rund ein Drittel der sichergestellten Artikel entfällt auf diese Kategorie. An zweiter Stelle stehen Spielwaren mit 18 Prozent, gefolgt von Kleidung (7,5), Mode-Accessoires (6), Zigaretten und E-Zigaretten (4,5) sowie Parfüm und Kosmetika (3). Der wichtigste Vertriebsweg sind große Online-Plattformen. Die meisten Waren stammen aus China und der Türkei. 

Zu den Versendern der gefälschten Ware machen weder EUIPO noch die Generalzolldirektion Angaben - aus Datenschutzgründen. 

Wie hoch ist der Schaden?

Der tatsächliche Schaden für Hersteller in Deutschland lässt sich lediglich schätzen. Der Markenverband geht davon aus, dass er wegen der hohen Dunkelziffer weit über den offiziellen Zahlen liegt - bei rund acht Milliarden Euro pro Jahr. Jede Woche erreichten etwa 144.000 Pakete mit Fälschungen das Land. 

Die Täter bleiben meist straffrei, nur 0,74 Prozent der aufgegriffenen Fälschungen endeten zuletzt in gerichtlichen Verfahren. Beschlagnahmte Waren werden vernichtet. 

Laut EUIPO erleichtern technische Fortschritte die Herstellung und Verbreitung immer raffinierterer Fälschungen. Begrenzte Kontrollkapazitäten und der stark wachsende Onlinehandel machten «proaktive Maßnahmen dringend erforderlich». 

Was tun gegen Fälschungen?

Markenverband und Handelsverband Deutschland (HDE) drängen auf stärkere Kontrollen und eine klare Haftung der Online-Plattformen. Sie fordern mehr Personal und bessere Ausstattung für Zoll und Marktüberwachung, die Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro und eine Anmeldepflicht für jedes Paket. Zudem soll es verboten werden, entfernte Fälschungen wieder online einzustellen. 

«Wer hierzulande Waren verkauft, muss sich an die hiesigen Regeln halten. Ansonsten blutet in diesem unfairen Wettbewerb der heimische Einzelhandel aus», sagt HDE-Präsident Alexander von Preen. Rund 64.000 Arbeitsplätze seien bedroht. 

Was können betroffene Verbraucher machen?

Wer ein gefälschtes Produkt erhält, kann Anzeige erstatten. Markenverband und Verbraucherschützer raten außerdem, beim Kauf über eine Online-Plattform den Betreiber zu informieren. Der Erwerb einer Fälschung ist in den meisten EU-Staaten nicht grundsätzlich strafbar, der Weiterverkauf jedoch verboten. Inhaber von Markenrechten können juristisch gegen Hersteller und Verkäufer vorgehen. 

Gefälschte Produkte stellen für Käufer sogar ein Risiko dar. Bei der Herstellung könnten gesundheitsschädliche Substanzen verwendet worden sein. Sicherheitsstandards fehlen und auch eine Produkthaftung gibt es nicht.



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