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24.01.2025 13:53

«Bin bereit»: Zverev im Titel-Showdown gegen Sinner

Schnelles Ende gegen Djokovic

Melbourne (dpa) - Im Stile eines Sportsmanns reagierte Alexander Zverev auf das Djokovic-Drama - beim letzten Schritt zum ersehnten ersten Grand-Slam-Titel will er gegen Jannik Sinner aber keine Rücksicht nehmen. «Ich freue mich auf Sonntag. Ich habe das Gefühl, dass ich die Arbeit bis jetzt erledigt habe und dass ich bereit dafür bin», sagte der Tennisstar mit einem zufriedenen Lächeln, nachdem er durch die Aufgabe des verletzten Rekordchampions Novak Djokovic erstmals ins Finale der Australian Open eingezogen war. Djokovic konnte nach dem mit 5:7 verlorenen Tiebreak des ersten Satzes und nur 81 Minuten Spielzeit nicht mehr weitermachen.

Sollte Zverev bei seinem insgesamt 36. Grand-Slam-Turnierstart tatsächlich im Titel-Showdown am Sonntag (9.30 Uhr/Eurosport) zum ersten Mal die Trophäe in die Höhe stemmen, würde er Tennis-Geschichte schreiben. Nur der Kroate Goran Ivanisevic (48) brauchte einen längeren Anlauf für seine erste Krönung bei einem der vier Major-Turniere. Der Weltranglistenzweite wäre der erste männliche deutsche Sieger seit Boris Becker, der den letzten seiner sechs Grand-Slam-Siege 1996 ebenfalls in Melbourne feierte. 

Becker gab Zverev im Gespräch einen Titel-Tipp: «Einfach den Rhythmus so weitermachen wie bisher, du bist auf einem sehr guten Weg.» Dem Eurosport-Experten gefiel vor allem, dass Zverev und sein Team nach dem abrupt beendeten Halbfinale große Zurückhaltung zeigten. «Es ist gut, dass sie sich nicht zu sehr in den Armen liegen und das Finale schon feiern.»

Auch Finalgegner Sinner leicht angeschlagen

Zverev weiß, dass die Arbeit noch nicht ganz erledigt ist. Zumal Sinner als Titelverteidiger und Weltranglistenerster der auf dem Papier schwerste Finalgegner ist, der sich ihm in den Weg stellen konnte. Der Südtiroler feierte durch ein 7:6 (7:2), 6:2, 6:2 im Halbfinale gegen US-Profi Ben Shelton seinen 20. Sieg in Serie - allerdings geplagt von «leichten Krämpfen», wie er hinterher bestätigte. Auch deshalb wollte er von einer Favoritenrolle nichts wissen. Zverev spiele «unglaublich gutes Tennis».

Sinner wird auch von einem Doping-Schatten begleitet. Ihm droht durch die Verhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas im April wegen seines Freispruchs nach zwei positiven Doping-Test nach wie vor eine Sperre von bis zu zwei Jahren.

«Sinner ist der beste Spieler in den letzten zwölf Monaten, da gibt es keine Zweifel», sagte Zverev. Die Statistik spricht für den Deutschen: Von den bisherigen sechs Duellen hat er vier für sich entscheiden. 

Djokovic drückt Zverev die Daumen

Doch während Sinner im Alter von 23 Jahren bereits zwei Grand-Slam-Titel gesammelt hat, steht bei Zverev (27) noch die Null. Seine zwei bisherigen Endspiele auf der Grand-Slam-Bühne bei den US Open 2020 und den French Open im Vorjahr hat er verloren. Teils versagten ihm die Nerven, teils war Pech dabei. «Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mal ein bisschen Glück in einem Finale habe», sagte Zverev.

Klar ist: Djokovic ist im Finale Zverev-Fan. «Er verdient seinen ersten Grand-Slam-Titel. Ich werde ihn anfeuern, hoffentlich kann er es schaffen», sagte der 24-malige Grand-Slam-Turniergewinner. Diese Worte würden ihm «sehr viel» bedeuten, gab die deutsche Nummer eins zu: «Ich bewundere und respektiere Novak sehr.»

Zverev nimmt Djokovic in Schutz

Deshalb tröstete er den am Oberschenkel verletzten Serben auch unmittelbar nach der Aufgabe. Er verließ ohne jeden Jubel den Platz und hielt anschließend ein flammendes Plädoyer für den ausgebuhten Gegner. «Irgendwann müssen Leute auch mal verstehen, was dieser Mann geleistet hat und was dieser Mann diesem Sport gebracht hat.»

Für ihn sei es «unverständlich», dass einige Fans in der Rod Laver Arena Djokovic ausgebuht hatten. «Der Herr ist 37 Jahre alt! Das darf man nicht vergessen. Leute mit 37 können teilweise aus dem Bett nicht aufstehen», sagte Zverev und appellierte: «Lasst den mal in Ruhe! Der hat genug geleistet.»

Der Olympiasieger von 2021 reagierte auch deshalb so mitfühlend, weil er sich sehr gut in Djokovic hineinversetzen konnte. Im Halbfinale der French Open 2022 gegen Spaniens Sandplatzkönig Rafael Nadal war er böse umgeknickt und hatte ebenfalls aufgeben müssen. «So ist das Leben, so ist der Sport», sagte Zverev.

Djokovic spricht von Muskelriss

Djokovic spielte nach eigener Aussage mit einem «Riss des Muskels», den er sich bei seinem Viertelfinalsieg gegen den Spanier Carlos Alcaraz am linken Oberschenkel zugezogen hatte. Er habe bis etwa eine Stunde vor dem Match gegen Zverev keinen Ball geschlagen. «Gegen Ende des ersten Satzes hatte ich einfach immer mehr Schmerzen», sagte der zehnmalige Australian-Open-Gewinner.

«Ich bin auch ein bisschen schockiert», sagte Becker, der Djokovic früher trainiert hat. Er hoffe sehr, dass Djokovic seine Karriere nicht beendet. Es sei zwar nicht ausgeschlossen, dass er nicht mehr nach Melbourne zurückkommen werde, erklärte Djokovic. Er betonte aber auch: «Ich will weitermachen.»



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